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In Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg

SKL Glücksatlas

Ein großer Sprung nach oben

Deutschland ist wieder auf Glückskurs. Nach dem tiefen Einbruch während der Coronazeit kehren die Deutschen wieder auf das Glücksniveau der 2010er Jahre zurück. Die allgemeine Lebenszufriedenheit macht 2024 einen deutlichen Sprung nach oben. Auch die Einkommenszufriedenheit steigt und die Häufigkeit von Glücksempfindungen nimmt zu. Aber auch die Häufigkeit negativer Emotionen steigt und die Zufriedenheit mit dem Familienleben ist enttäuschend niedrig. Hamburg löst Schleswig-Holstein als zufriedenste Region Deutschlands ab.

Das Corona-Tief ist überwunden: Die Lebenszufriedenheit der Deutschen ist im Vergleich zum Vorjahr kräftig um 0,14 Punkte gestiegen. Die durchschnittliche Lebenszufriedenheit im Jahr 2024 beträgt 7,06 Punkte – auf einer Skala von 0 (»ganz und gar nicht zufrieden«) bis 10 (»völlig zufrieden«). Damit kehrt sie auf den Trendpfad der 2010er-Jahre zurück (siehe Abbildung 1). Zwar ist der Rekordwert des letzten Vor-Corona-Jahres 2019, als die Lebenszufriedenheit 7,14 Punkte betrug, noch nicht wieder erreicht, doch 2024 markiert das Jahr, in dem – zumindest hinsichtlich der subjektiven Bewertung des eigenen Lebens – die Krisen der Jahre 2020 bis 2023 für einen Großteil der Bevölkerung überwunden sind.

Abbildung 1: Sprung der Lebenszufriedenheit nach oben

Die Lebenszufriedenheit der Deutschen macht 2024 mit 0,14 Punkten einen kräftigen Sprung auf 7,06 Punkte. Damit kehrt sie auf den Trendpfad der Vor-Corona-Zeit zurück.

Anmerkung: Lebenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden«) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2004 bis 2017, Glücksatlas-Datenbank 2015 bis 2024.

Für den deutlichen Anstieg der Lebenszufriedenheit lassen sich zwei Hauptfaktoren identifizieren. Erstens sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Jahr 2024 für die Mehrheit der Bevölkerung kaum noch spürbar. Besonders stark verbessert hat sich die Lebenszufriedenheit bei denjenigen, die während der Pandemie besonders stark gelitten hatten: Alleinlebende (+0,33 Punkte), Jugendliche und junge Erwachsene (+0,26 Punkte) sowie berufstätige Mütter (+0,16 Punkte) verzeichnen 2024 die größten Zuwächse. Frauen sind fast wieder so glücklich wie Männer. Diese Normalisierung lässt sich auch an der stark gestiegenen Zufriedenheit mit der Freizeit sowie in einer leichten Erholung der Familienzufriedenheit ablesen.

Zweitens erwiesen sich die Krisen der vergangenen zwei Jahre als weniger gravierend als befürchtet. Das betrifft die Ängste vor einer Energieknappheit oder einem Atomkrieg im Zuge des Ukraine-Konflikts. Positiv wirkten sich zudem Lohnerhöhungen, insbesondere beim Mindestlohn, und der Rückgang der Inflation aus. Zwar sind viele der Probleme nicht wirklich gelöst, doch haben die Deutschen ihre Erwartungen an die neuen Herausforderungen angepasst. Das spiegelt sich auch in der deutlich gestiegenen Zufriedenheit mit dem eigenen Einkommen im Vergleich zum Vorjahr wider.

Die Zufriedenheit mit dem Einkommen steigt, Familienzufriedenheit weiter unterhalb des Vor-Corona-Niveaus

Mit dem eigene Haushaltseinkommen waren die Deutschen wegen der Inflation sehr unzufrieden. Seit dem Höchststand 2019 (7,18 Punkte) sank die Zufriedenheit bis 2022 auf 6,49 Punkte. Weil die Inflation wieder zurückging, erholte sich auch wieder die Zufriedenheit mit dem Einkommen und stieg 2024 um bemerkenswerte 0,17 Punkte auf 6,81 Punkte. Auch die hohen Tarifabschlüsse halfen dabei, die Reallohnverluste der Jahre 2022/23 auszugleichen. Allerdings kämpfen einige Gruppen, wie Großfamilien und junge Erwachsene, weiterhin mit den gestiegenen Preisen.

Die Erholung der Familienzufriedenheit verläuft bislang nur langsam. Zwar stieg sie seit ihrem Tiefpunkt im Jahr 2021 um 0,36 Punkte auf 7,53 Punkte im Jahr 2024, bleibt jedoch deutlich hinter dem Vor-Corona-Niveau von 8,02 Punkten zurück. Familien in Deutschland haben nicht nur die Pandemiefolgen zu bewältigen, sondern auch mit den gestiegenen Preisen zu kämpfen, die insbesondere Haushalte mit Kindern belasten, da deren Budgets stark konsumabhängig sind.

Abbildung 2: Entwicklung der Bereichszufriedenheiten

Eine deutlich gesunkene Inflation und steigende Löhne heben die Einkommens­zufriedenheit wieder an. Die Zufriedenheit mit dem eigenen Familienleben schafft es – trotz leichter Gewinne – nicht auf das Vor-Corona-Niveau.

Anmerkung: Zufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden«) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2016 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2024.

Die Arbeitszufriedenheit erholt sich vom Tiefpunkt 2021 und legt von 6,90 um 0,23 Punkte auf 7,13 Punkte zu. Obwohl das Vor-Corona-Niveau (2019) mit 7,38 Punkten noch weit entfernt ist, hat die Arbeitszufriedenheit in diesem Jahr mit 7,13 Punkten wieder den Stand der Jahre 2015 bis 2018 (Ø 7,12 Punkte) erreicht. Das inzwischen weitverbreitete Homeoffice hat einen gewissen Anteil daran, da es die Arbeitswelt weiter flexibilisierte.

Die Gesundheitszufriedenheit stieg überraschenderweise schon während der Pandemie um 0,34 Punkte und wächst seither langsam. Die Deutschen beurteilen ihre Gesundheit also so gut wie schon lange nicht mehr.

Die Deutschen werden emotionaler

Im Jahr 2024 ist die Häufigkeit sowohl negativer als auch positiver Emotionen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. 27 Prozent der Befragten geben an, sich „häufig“ oder „sehr häufig“ zu ärgern, während es 2023 noch 22 Prozent waren. Knapp ein Fünftel berichtet von „häufigen“ oder „sehr häufigen“ Angstgefühlen, was einen Anstieg um fünf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Auch das Gefühl der Traurigkeit hat zugenommen (Abbildung 3).

Abbildung 3: Negative und positive Emotionen nehmen 2024 zu

Anteil derjenigen, die folgende Emotion häufig oder sehr häufig erlebt: Ärger, Angst, Traurigkeit, Glück

Negative Emotionen wie Ärger, Angst und Wut haben zugenommen, aber auch die Glücksmomente. Insgesamt erleben die Deutschen eine stärkere Emotionalisierung.

Quelle: Glücksatlas-Datenbank 2023 bis 2024.

Gleichzeitig nehmen jedoch auch die positiven Emotionen zu: Fast die Hälfte der Befragten fühlt sich 2024 „häufig“ oder „sehr häufig“ glücklich. Die Gründe für Glücksgefühle sind vielfältig und reichen von Hoch­gefühlen, wie dem Hören eines Musikstücks, übererfüllende Momente, etwa beim Spielen mit dem eigenen Kind, bis hin zu sogenannten „Flow-Momenten“ während intensiver und gelingender Arbeit.

In Hamburg leben die glücklichsten Deutschen

Die Rückkehr auf den Trendpfad der 2010er Jahre bedeutet auch eine „Normalisierung“ der Lebenszufriedenheit in den Regionen. Bundesländer wie Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben sich wieder im oberen Mittelfeld des Bundesländer-Rankings etabliert, während ostdeutsche Bundesländer ins Mittelfeld oder ans Ende des Rankings zurückfallen. Westdeutsche Bundesländer dominieren nun wieder das obere Drittel des Rankings.

Dies wird in Tabelle 1 deutlich: Abgesehen von Sachsen-Anhalt, das auf Platz 7 liegt, finden sich die ostdeutschen Länder auf den mittleren und unteren Plätzen, wo allerdings auch Bremen, Saarland und Berlin rangieren. Die frühere Durchmischung der ost- und westdeutschen Regionen im Mittelfeld hat nachgelassen..

Es bleibt die Frage, ob die durch die Corona-Krise angestoßenen Angleichungen im Wohlbefinden zwischen Ost und West nur von kurzer Dauer waren. Oder wird sich der Abstand, der 2024 auf 0,34 Punkte gestiegen ist, wieder verringern und zu einer erneuten Annäherung führen? Siehe dazu auch den Ost-West-Artikel zum Glücksatlas 2024.

Den ersten Platz des Glücksrankings der Bundesländer erobert 2024 Hamburg. Mit 7,38 Punkten setzen sich die Hanseaten deutlich vom Zweitplatzierten Bayern (7,23 Punkten) und dem punktgleichen Schleswig-Holstein ab. Hamburg glänzt mit einer hohen Wirtschaftskraft, einer guten Gesundheitsversorgung, guten Schulen und Betreuungseinrichtungen. Die Corona-Pandemie, die gerade Großstädte besonders getroffen hatte, scheint in der Hansestadt vergessen. Das Wohlbefinden an der Alster steigt 2024 sogar über dem Wert von 2019 (7,27 Punkte).

Bayern (7,23 Punkte) und Schleswig-Holstein (7,23) folgen Hamburg mit etwas Abstand. Wie der Vergleich der 32 Regionen zeigt (siehe Abildung 4 weiter unten), ist die Lebenszufriedenheit innerhalb Bayerns insbesondere bei den Franken, Oberpfälzern und Niederbayern gestiegen, während sie im Süden und im Schwäbischen weiterhin auf hohem Niveau bleibt. Bayern gehört als gesamtes Bundesland bereits seit mehreren Jahren zur Spitzengruppe im Bundesländer-Ranking, was auf den hohen Wohlstand, die beeindruckende landschaftliche Schönheit und das starke Gemeinschaftsgefühl zurückzuführen ist.

Schleswig-Holstein (Platz 3) ist traditionell für die hohe Lebenszufriedenheit seiner Bürger bekannt. Jahrelang führte es das Glücksranking an, begann jedoch während der Corona-Zeit zu schwächeln. Im Unterschied zu Hamburg und Bayern würden die objektiven Lebensumstände eigentlich eher einen Platz im Mittelfeld vermuten lassen (siehe Tabelle 2). Das hohe Wohlbefinden im Norden wird jedoch mit der typisch „dänisch“ inspirierten Lebenseinstellung erklärt. Die Vorstellung von einem guten Leben gehen zwischen Nordsee und Bayern deutlich auseinander. Auf dem Land und den Inseln Schleswig-Holsteins stehen Behaglichkeit und Gemütlichkeit („Hygge“) im Vordergrund – weniger Wirtschaftskraft und Kultur (wie in München mit „Laptop und Lederhose“), dafür mehr Spaziergänge, Tee und gemeinsames Essen. Allerdings befindet sich Schleswig-Holstein im Wandel: Verstädterung, Landflucht und Überalterung bremsen die Erholung der Lebenszufriedenheit nach der Pandemie. Zum ersten Mal seit 2012 liegt Schleswig-Holstein nicht mehr auf Platz eins des Glücksrankings und wurde von Hamburg und Bayern überholt.

Tabelle 1: Das Bundesländer Glücksranking 2024

Für weitere Informationen: bitte in der Tabelle auf die gewünschte Region klicken.

Rang Region Glücks-Index
2024 2023 2024 2023 2022 2020/2021 2019
1 (2) Hamburg 7,38 7,11 6,96 6,74 7,27
2 (3) Bayern 7,23 7,09 7,06 6,77 7,26
3 (1) Schleswig-Holstein 7,23 7,21 7,14 6,78 7,44
4 (5) Nordrhein-Westfalen 7,17 7,00 6,98 6,73 7,17
5 (12) Rheinland-Pfalz 7,11 6,79 6,65 6,62 7,03
6 (8) Baden-Württemberg 7,10 6,88 6,80 6,61 7,21
7 (6) Sachsen-Anhalt 7,08 6,95 6,79 6,78 6,92
8 (10) Niedersachsen 7,02 6,83 6,80 6,59 7,19
9 (4) Hessen 7,01 7,06 6,82 6,66 7,31
10 (13) Brandenburg 6,99 6,79 6,87 6,74 6,76
11 (11) Thüringen 6,90 6,83 6,54 6,45 7,09
12 (7) Sachsen 6,87 6,92 6,68 6,58 6,98
13 (9) Bremen 6,76 6,84 6,58 6,35 6,87
14 (15) Saarland 6,73 6,21 6,49 6,46 7,26
15 (14) Berlin 6,63 6,62 6,53 6,20 6,93
16 (16) Mecklenburg-Vorpommern 6,17 6,19 6,35 6,60 6,87

Mit 7,17 Punkten liegt die Lebenszufriedenheit der Nordrhein-Westfalen wieder exakt auf dem Vor-Corona-Niveau 2019 (Tabelle 1). Damit erreicht das Bundesland Platz vier und hält sich – wie in den vergangenen Jahren – konstant im oberen Bereich des Bundesländer-Rankings. Besonders positiv bewerten die Menschen im Münsterland, in Westfalen sowie in den Regionen nahe der niederländischen und belgischen Grenze ihr Leben (Abbildung 4). Im Ruhrgebiet und in größeren Städten fällt die Zufriedenheit dagegen etwas geringer aus. Allerdings lässt sich das Wohlbefinden in NRW nicht einfach in ein Schema von unglücklichen Städtern und glücklicher Landbevölkerung einordnen. Es gibt zahlreiche städtische Regionen, in denen die Lebenszufriedenheit sogar höher ist als in ländlichen Gebieten. Dazu zählen unter anderem Düsseldorf mit seiner wohlhabenden Kunstszene, Köln mit seinem starken Gemeinschaftsgefühl, Essen als grüne Stadt sowie die Studentenstädte Münster und Aachen (siehe Städteranking 2024).

Auf den Rängen 5 und 6 liegen die beiden »Gewinner« des Jahres: Rheinland-Pfalz (7,11 Punkte) und Baden-Württemberg (7,10 Punkte) (Tabelle 1). Diese zwei Bundesländer erlebten in Corona-Zeiten tiefe Einbrüche ihrer Lebenszufriedenheit. 2024 aber verbessert sich das Wohlbefinden insbesondere in Württemberg, in Südbaden verbleibt es auf hohem Niveau (Abbildung 4). Die geringe Lebenszufriedenheit in Nordbaden ist aber weiterhin hartnäckig – Karlsruhe und Mannheim schnitten zum Beispiel im Vergleich mit anderen Großstädten schlecht ab. Der nordwestliche Nachbar Rheinland-Pfalz liegt bereits 0,08 Punkte oberhalb des Vor-Corona-Niveaus und schafft es dieses Jahr auf Rang 5 des Glücksrankings.

Auf Rang 7 folgt Sachsen-Anhalt mit 7,08 Punkten, was ein Zuwachs von 0,16 Punkten im Vergleich zu 2019 bedeutet. Damit ist Sachsen-Anhalt das bestplatzierte ostdeutsche Bundesland im Glücksranking. Die hohe Lebenszufriedenheit konzentriert sich auf die Region rund um Halle, während der Rest des Bundeslandes Glückswerte aufweist, die denjenigen in Thüringen oder im sächsischen Osten ähneln. Offenbar erlebt der Großraum Halle-Leipzig derzeit einen Aufschwung: Die Lebenszufriedenheit der Hallenser ist im Städte­vergleich sehr hoch, der Saalekreis rund um Halle wurde in einer Sonderstudie von uns sogar zu einem der sechs deutschen »Glücksgebiete« gekürt.

Die Niedersachsen erreichen im Durchschnitt 7,02 Punkte, was eine deutliche Verbesserung gegenüber 2023 (6,83 Punkte) darstellt. Die Corona-Pandemie hatte die Lebenszufriedenheit in diesem großen Flächenstaat stark beeinträchtigt und um 0,6 Punkte gesenkt. Bis heute fehlen noch 0,17 Punkte, um das Vor-Corona-Niveau zu erreichen. Besonders auffällig ist das geringe Wohlbefinden im ländlichen Dreieck zwischen Osnabrück, Bremen und Hannover. Im Gegensatz dazu berichten die Niedersachsen in der Lüneburger Heide und den Industriezentren im Süden von einer hohen Lebenszufriedenheit.

Hessen stellt den einzigen westdeutschen Flächenstaat dar, in dem die Lebenszufriedenheit 2024 (7,01 Punkte) im Vergleich zu 2023 (7,06 Punkte) sogar gesunken ist. Auch das Vor-Corona-Niveau in Höhe von 7,31 Punkten ist noch weit entfernt. Ein näherer Blick zeigt eine Zweiteilung Hessens (Abbildung 4): Der Norden Hessens von Kassel über Fulda bis nach Gießen weist hohe durchschnittliche Glückswerte aus (7,20 Punkte). Im Süden hingegen liegt das Wohlbefinden fast auf deutlich geringerem Niveau.

Die Ränge 10, 11 und 12 belegen Brandenburg (6,99 Punkte), Thüringen (6,90 Punkte) und Sachsen (6,87 Punkte) (Tabelle 1). Das untere Mittelfeld wird somit von drei ostdeutschen Flächenländern besetzt, die ähnliche Probleme verbindet: Eine alternde Bevölkerung, teilweise schlechte ländliche Infrastruktur und geringe Kaufkraft beeinträchtigen die Lebenszufriedenheit erheblich. Allerdings gibt es auch Unterschiede zwischen den Bundesländern: Während sich die Lebenszufriedenheit in Brandenburg über das Vor-Corona-Niveau hinaus verbessert hat (+0,23 Punkte im Vergleich zu 2019), ist dies in Sachsen (–0,11 Punkte) und Thüringen (–0,19 Punkte) noch nicht der Fall. Ein möglicher Grund dafür könnte der Zuzug wohlhabender und zufriedener Berliner in das Brandenburger Umland sein, was auch erklären würde, warum die Zufriedenheit in Brandenburg mit zunehmender Entfernung zur Hauptstadt abnimmt. In Sachsen zeigt sich ein deutliches Gefälle: Der Westen und Süden des Bundeslandes weisen inzwischen eine höhere Zufriedenheit auf, während der Osten deutlich unzufriedener ist (Abbildung 4). In Leipzig und dem umliegenden Umland wird eine hohe Lebensqualität wahrgenommen, und auch in Chemnitz ist die Zufriedenheit vergleichsweise hoch. In Dresden hingegen sind die Menschen deutlich unzufriedener. In Thüringen sind die Bewohner in Städten wie Erfurt, Gera und Jena zufriedener als in ländlichen Gebieten.

Abbildung 4: Glücksranking der 32 Regionen 2024

Ein Blick auf die 32 Regionen Deutschlands offenbart deutliche Unterschiede: Die dunkelblauen Gebiete markieren die Glücksregionen, die sich vor allem im äußersten Norden, Süden und Westen befinden. Abseits des breiten, gemischten Mittelfelds zählen Berlin, Sachsen-Dresden und Mecklenburg zu den Sorgenregionen (hellblau).


Anmerkung: Lebenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden«) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der Glücksatlas-Datenbank 2024.

Auf Platz 13 rangiert die Hansestadt Bremen mit 6,76 Punkten. Damit sind die Bremer weniger zufrieden als im Vorjahr (2023: 6,84 Punkte) und auch verglichen mit der Vor-Pandemie-Zeit (2019: 6,87 Punkte) bleibt das Niveau niedriger. Bremen kämpft mit strukturellen Problemen wie hoher Arbeitslosigkeit, ungleicher Einkommens- und Vermögensverteilung sowie wirtschaftlicher Unsicherheit.

Im Gegensatz dazu ist die Lebenszufriedenheit im Saarland deutlich gestiegen: Mit 6,73 Punkten liegt sie 2024 um 0,52 Punkte höher als 2023 (6,21 Punkte). Dennoch bleibt das Saarland auf Platz 14 und 0,53 Punkte unter dem Vor-Corona-Niveau. Aufgrund der typischen Schwankungen und hohen Streuungen der Lebenszufriedenheit im Saarland sehen wir in diesem Anstieg noch keinen langfristigen Trend.

Berlin liegt zum dritten Mal in Folge auf dem vorletzten Platz. Mit 6,63 Punkten bleibt die Hauptstadt 0,3 Punkte hinter dem Wert von 2019. Das Glücksniveau stagniert und zeigt kaum Anzeichen einer Erholung. Die Lebenszufriedenheit scheint in Berlin festgefahren.

Am Ende des Rankings steht erneut Mecklenburg-Vorpommern mit 6,17 Punkten, was 0,02 Punkte weniger als 2023 sind und 1,21 Punkte weniger als bei den Hamburgern (2024). Besonders niedrig ist das Wohlbefinden im ländlichen Raum Mecklenburgs, wo der Durchschnittswert sogar unter die 6-Punkte-Marke fällt—ein Wert, der selbst während der Corona-Jahre in anderen Bundesländern selten erreicht wurde.

Subjektive Lebenszufriedenheit und gemessene Lebensqualität gehen manchmal auseinander

Der Glücksatlas untersucht die subjektive Lebenszufriedenheit, bei der die Befragten selbst entscheiden, welche Aspekte sie bewerten und wie sie diese gewichten. Dabei können für einige die Arbeitssituation im Fokus stehen, während für andere familiäre Belange wichtiger sind. Daneben gibt es auch objektive Indikatoren zur Erfassung der Lebensqualität, die auf Statistiken zu Lebensumständen wie Kaufkraft, Gesundheitssystem und Sicherheit basieren. Diese objektiven Daten liefern ein wissenschaftliches Bild, ob es den Menschen gut geht, unabhängig von ihrer persönlichen Einschätzung.

Der SKL Glücksatlas 2024 kombiniert beide Ansätze: Er stellt die subjektive Lebenszufriedenheit der objektiven Lebensqualität (z. B. Einkommen, Infrastruktur, Umwelt) gegenüber und vergleicht die Ergebnisse in einem separaten Ranking.

Tabelle 2: Ranking der objektiven Lebensqualität 2024

Rang
objektive Lebensqualität
Rang
subjektive Lebenszufriedenheit
Bundesland Over- und Underperformer
1 2 Bayern Underperformer
2 6 Baden-Württemberg Underperformer
3 9 Hessen Underperformer
4 8 Niedersachsen Underperformer
5 5 Rheinland-Pfalz O
6 11 Thüringen Underperformer
7 10 Brandenburg Underperformer
8 3 Schleswig-Holstein Overperformer
9 14 Saarland Underperformer
10 1 Hamburg Overperformer
11 12 Sachsen Overperformer
12 4 Nordrhein-Westfalen Overperformer
13 13 Bremen O
14 16 Mecklenburg-Vorpommern Underperformer
15 15 Berlin O
16 7 Sachsen-Anhalt Overperformer

Im aktuellen Ranking der objektiven Lebensqualität schneiden die oberen Platzierungen bei den objektiv messbaren Wohlstandsindikatoren besser ab als bei der Einschätzung der subjektiven Lebenszufriedenheit. Sie sind deshalb „Underperformer“. Dagegen ist die subjektive Lebenszufriedenheit der Sachsen-Anhaltiner viel besser als es die objektiven Indikatoren erwarten lassen.

Anmerkung: Lebenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2011 bis 2017, Glücksatlas-Datenbank 2015 bis 2024.

Wenn die Einwohner glücklicher sind, als es die objektiven Indikatoren vermuten lassen, sprechen wir von einem »Overperformer«. Im umgekehrten Fall, wenn die Bevölkerung unglücklicher ist, als es die objektiven Faktoren nahelegen, handelt es sich um einen »Underperformer«.

Sachsen-Anhalt weist im Vergleich der Bundesländer die niedrigste objektive Lebensqualität auf, doch die Lebenszufriedenheit der Bewohner liegt im (oberen) Mittelfeld. Ähnlich verhält es sich in Nordrhein-Westfalen, das in der Lebensqualität auf Platz 12 rangiert, im Glücksranking aber Platz 4 belegt. Auch Hamburg und Schleswig-Holstein stehen in der Lebenszufriedenheit an der Spitze, obwohl ihre objektive Lebensqualität nur im Mittelfeld liegt. Umgekehrt schneiden Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und das Saarland in der Zufriedenheit schlechter ab, als es die objektiven Indikatoren vermuten lassen würden.


Der SKL Glücksatlas

Der SKL Glücksatlas ist die aktuellste regelmäßige Studie zur Lebenszufriedenheit der Deutschen. Seit 2022 ist die SKL (Süddeutsche Klassenlotterie) Partner des Glücksatlas. Die wissenschaftliche Leitung hat Prof. Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg.

„Mit unserem Engagement für den SKL Glücksatlas wollen wir die Forschung über Zufriedenheit und Wohlbefinden in Deutschland erweitern und die Ergebnisse der Glücksforschung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen“, sagt Dr. Bettina Rothärmel – Vorstandsvorsitzende der GKL Gemeinsame Klassenlotterie der Länder – Veranstalterin der SKL-Lotterien.

Mit Beginn der Partnerschaft initiiert die SKL zudem erstmals eine wissenschaftliche Glücksdatenbank für Journalistinnen, Journalisten und Interessierte: Unter skl-gluecksatlas.de werden kontinuierlich aktuelle Daten, Analysen und Sonderstudien über die Entwicklung der Lebenszufriedenheit in Deutschland bereitgestellt und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Datenbasis

Die Daten für den SKL Glücksatlas 2024 stammen aus insgesamt 12 Befragungen von Juli 2023 bis Juni 2024 (mindestens 4-wöchig) mit insgesamt 12.452 repräsentativ Befragten ab 16 Jahren in Form von mündlich-persönlichen Interviews durch das Institut für Demoskopie Allensbach zur Erfassung der allgemeinen Lebenszufriedenheit der Deutschen. Zur Erfassung der Zufriedenheiten mit den Lebensbereichen Arbeit, Einkommen, Familie und Gesundheit wurden vom IfD Allensbach von Februar bis April 2023 insgesamt 3.161 Bürger ab 16 Jahren repräsentativ in Form von mündlich-persönlichen Interviews befragt. Zudem befragte das Berliner Meinungsforschungsinstitut Ipsos insgesamt 2.000 Deutsche zwischen 18 und 65 Jahren (computergestützte Online-Befragung) repräsentativ zum Einfluss von Inflation und Ukraine-Krieg auf die Lebenszufriedenheit.

Der SKL Glücksatlas 2024 ist als Buch beim Penguin Verlag erschienen und ab sofort im Handel erhältlich. Eine Zusammenfassung der Studie sowie Artikel zu den Regionen sowie Bildmaterial stehen unter www.skl-gluecksatlas.de


Weiteres Pressematerial zum Download finden Sie hier:
www.skl-gluecksatlas.de/info/presse


Die höchste Lebenszufriedenheit findet sich in Städten, die familiär, beschaulich, sicher und grün geblieben sind. Hohe Einkommen und Wirtschaftskraft spielen für das Lebensglück nur eine untergeordnete Rolle. Reiche Städte wie München sind nur im Mittelfeld, ärmere wie Erfurt stehen an der Spitze. Am wichtigsten für die Lebenszufriedenheit ist die städtische Familien- und Bildungspolitik, gefolgt von einer guten Gesundheitsversorgung. Kassel ist die glücklichste Stadt Deutschlands, Rostock die unglücklichste der 40 größten Städte.

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