Die Kölner sind im Vergleich zu anderen Großstädten zwar nur mäßig mit ihrem Leben und ihrer Stadt zufrieden. Besonders bei Sicherheit und Verkehr beklagen sie große Defizite. Doch sind sie zugleich von einem kräftigen Zukunftsoptimismus durchdrungen und schätzen ihr Zusammengehörigkeitsgefühl sehr. Die Ergebnisse scheinen das Klischee der „rheinischen Frohnatur“ zu bestätigen.
Köln erreicht im Großstädte-Ranking des SKL Glücksatlas 2023 den 7. Platz. Mit 6,65 Punkten berichten die Kölner auf der Skala von 0 (= »ganz und gar unzufrieden«) bis 10 (= »ganz und gar zufrieden«) von einem mittleren Zufriedenheitsniveau (Abbildung 1). Städte wie Hamburg (7,16 Punkte) oder München (6,90 Punkte) liegen klar über der Lebenszufriedenheit der Kölner, während Bremen (6,50 Punkte) oder Leipzig (6,44 Punkte) darunter liegen. Die Düsseldorfer sind mit 6,69 Punkten nur minimal zufriedener mit ihrem Leben.
Abbildung 1: Familien-, Arbeits- und Einkommenszufriedenheit unterdurchschnittlich
Familien- und Einkommenszufriedenheit gering, mit der Gesundheit zufrieden
Das Städteranking hat sowohl persönliche Glücksfaktoren wie Familienglück als auch die Zufriedenheit mit städtischen Merkmalen untersucht: Die Kölner sind mit ihrer persönlichen Gesundheit leicht überdurchschnittlich zufrieden (6,39 Punkte, Städtedurchschnitt: 6,36 Punkte). Das ist aber weniger auf die örtliche Gesundheitsversorgung oder die Erholungsmöglichkeiten zurückzuführen, sondern mehr auf die Bevölkerungsstruktur. Köln ist mit durchschnittlich 41,6 Jahren eine relativ junge Großstadt. Beispielsweise liegt das Durchschnittsalter in Essen mit 43,7 Jahren wesentlich höher. Ältere Menschen berichten aber von einer geringeren Gesundheitszufriedenheit. Sie liegt in Essen mit 6,04 Punkten denn auch deutlich niedriger als in Köln.
Die Wohnsituation (6,75) entspricht dem deutschen Großstädtedurchschnitt, in den Bereichen Arbeit (6,09 Punkte; Städtedurchschnitt: 6,23 Punkte) und Familie (6,62 Punkte; Städtedurchschnitt: 6,91 Punkte) sind die Kölner aber unzufriedener (Abbildung 1). Besonders gering ist die Zufriedenheit mit dem eigenen Haushaltseinkommen (5,48 Punkte, Städtedurchschnitt: 5,79 Punkte). Dabei ist Köln keine arme Stadt: Sowohl in unserer Stichprobe als auch in den amtlichen Statistiken gehören die Kölner hinsichtlich des Einkommens, der Kaufkraft sowie der Armutsgefährdungsquote zum guten Mittelfeld im Großstädtevergleich. Es gibt auch keinen Hinweis, dass in Köln ein größerer Anteil als in anderen Städten Geldprobleme hätte, also etwa überschuldet ist. Offenbar brauchen die Kölner einfach mehr Geld um zufrieden zu sein.
Köln ist nach Frankfurt die zweitoptimistische Großstadt. 48 Prozent der Kölner glauben, dass es ihnen in 5 Jahren (viel) besser gehen wird. Zum Vergleich: In Frankfurt sind es 53,5 Prozent, in Dresden nur 37 Prozent. Auch der Optimismus liegt an der Jugend der Stadt: Die Optimisten unter den Kölnern sind im Schnitt 34 Jahre alt. Wer hingegen glaubt, dass es ihm in 5 Jahren ähnlich oder schlechter gehen wird, ist im Durchschnitt 50 Jahre alt.
Mit dem Zusammengehörigkeitsgefühl sehr zufrieden
Die allgemeine Zufriedenheit mit der Stadt beurteilen die Kölner mit 6,75 Punkten – auf der Skala von 0 (= »ganz und gar unzufrieden«) bis 10 (= »ganz und gar zufrieden«). Damit liegen sie in der Stadtzufriedenheit unterhalb des Gesamtdurchschnitts von 6,90 Punkten (Abbildung 2).
In beinahe allen städtischen Bereichen liegt die Zufriedenheit der Kölner unterhalb des Städtedurchschnitts. Mit dem kulturellen Angebot (6,90 Punkte, Städtedurchschnitt: 7,03 Punkte), den Naherholungsmöglichkeiten (6,52 Punkte, Städtedurchschnitt: 6,88 Punkte), der Attraktivität des Wirtschaftsstandorts (6,34 Punkte, Städtedurchschnitt: 6,63 Punkte) und der allgemeinen Sicherheitslage (5,84 Punkte, Städtedurchschnitt: 6,07 Punkte) sind die Kölner unterdurchschnittlich zufrieden.
Besonders gering sind die Zufriedenheiten in den Bereichen Verkehrsinfrastruktur (5,76 Punkte, Städtedurchschnitt: 6,46 Punkte) und Qualität der öffentlichen Verwaltung (5,29 Punkte, Städtedurchschnitt: 5,74 Punkte). Die Probleme im Verkehrsbereich lassen sich auch in Zahlen ausdrücken: Die Kölner haben mit 14 Kilometern eine besonders hohe durchschnittliche Pendlerdistanz, die Anzahl der Staus ist hoch und der ÖPNV nur mäßig beliebt. Je 1.000 Einwohner gibt es jährlich 4,8 Straßenverkehrsunfälle, im Durchschnitt der 12 Städte sind es »nur« 4,2 – in Köln also 14 Prozent mehr.
Abbildung 2: Hervorragend in der Zufriedenheit mit dem Zusammengehörigkeitsgefühl
Zufriedenheit mit...
Einzig die Zufriedenheit mit dem Zusammengehörigkeitsgefühl liegt weit höher als im Durchschnitt der 12 Großstädte – in diesem Bereich sind die Kölner sogar auf Rang 2 (Abbildung 2). Zur hohen Zufriedenheit dürfte auch die starke Kneipen- und Brauhauskultur der Stadt beitragen: Mit 2,8 Kneipen und Clubs je 1.000 Einwohner haben die Kölner besonders viele Möglichkeiten auszugehen.
Die meisten Kölner finden ihre Stadt nur mäßig (43 Prozent) bzw. nicht empfehlenswert (14 Prozent). Weitere 43 Prozent würden einem Bekannten aber die Stadt empfehlen. Wer Köln empfiehlt, ist von der Stadt sehr angetan: Die Zufriedenheit mit dem Zusammengehörigkeitsgefühl ist in dieser Gruppe mit 7,67 Punkten nochmal deutlich höher.
Exzellent beim Zusammengehörigkeitsgefühl, Handlungsbedarf bei Sicherheit und dem Einkommen der Kölner
Die Zufriedenheit mit dem Zusammengehörigkeitsgefühl ist nicht nur besonders hoch, sie spielt auch für die Stadtzufriedenheit der Kölner eine gewichtige Rolle (Abbildung 3). Auch Gesundheit und Wohnsituation sind in Köln zufriedenstellend und für die Lebenszufriedenheit relevant.
Abbildung 3: Wo in Köln Handlungsbedarf besteht
Die allgemeine Sicherheitslage wird als negativ bewertet und trägt maßgeblich zur Unzufriedenheit mit der Stadt bei. Es besteht auch Handlungsbedarf hinsichtlich der Erholungsmöglichkeiten. Auf persönlicher Ebene gibt es Defizite beim Einkommen und der Arbeitssituation.
Köln ist jung und oft in Feierlaune: Die Bar- und Clubdichte ist im Vergleich zu den 12 Großstädten nach Frankfurt die zweithöchste (Abbildung 4). In Köln leben viele Studenten, die Kölner leben auch öfter in Wohngemeinschaften als in anderen Städten. Das zeigt auch der vergleichsweise geringe Anteil an Einpersonenhaushalten.
Abbildung 4: Objektive Faktoren
Stärken | Köln | Ø 12 Städte |
---|---|---|
Bar- und Clubdichte Anzahl an Bars, Diskotheken und Tanzclubs je 1.000 Einwohner |
2,8 | 1,9 |
Studierende Je 1.000 Einwohner |
98 | 74 |
Einpersonenhaushalte Anteil an allen Haushalten in Prozent |
49,2 | 50,3 |
Durchschnittsalter | 41,6 | 42,2 |
Schwächen | Köln | Ø 12 Städte |
---|---|---|
Ausgaben für Sachinvestitionen z.B. in Infrastruktur, Feuerwehr, Schulen In Euro je Einwohner |
239 | 492 |
Pendlerdistanz Kilometer, um zum Arbeitsplatz und zurück zu pendeln |
14,0 | 12,3 |
Straßenverkehrsunfälle Je 1.000 Einwohner |
4,8 | 4,2 |
Wohnungseinbrüche Je 1.000 Einwohner |
2,2 | 1,4 |
Köln ist jung, studentisch und hat eine beliebte Brauhaus- und Kneipenkultur. Probleme gibt es aber z.B. im Verkehr und der allgemeinen Sicherheitslage.
Quelle: Sonderbefragung für das Städteranking im April 2023, Glücksatlas-Datenbank 2023. Basis: 3.000 Befragte in 12 deutschen Großstädten.
Köln hat Verkehrsprobleme: Die durchschnittliche Pendlerdistanz liegt bei 14 Kilometern und ist damit nach Essen die zweithöchste. Die Kölner erleben täglich viele Staus, eher mäßig ausgebaute Fahrradwege und der ÖPNV ist durchschnittlich. Köln ist mit 4,8 die Stadt mit den meisten Straßenverkehrsunfällen je 1.000 Einwohner. Auch die Sicherheitslage ist unterdurchschnittlich: Mit 2,2 Wohnungseinbrüchen je 1.000 Einwohner ist Köln - zusammen mit Essen - die Stadt, in der am häufigsten in die privaten Räume eingebrochen wird.
Datenbasis für das Städteranking 2023
Das Städteranking 2023 erscheint als Sonderstudie im Rahmen des SKL Glücksatlas. Für das Städteranking 2023 wurde die deutschsprachige Wohnbevölkerung mit Online-Zugang zwischen 16-74 Jahre repräsentativ in der Zeit vom 30.03. bis 24.04.2023 befragt. An der Erhebung nahmen insgesamt 3.001 Befragte aus 12 Großstädten (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig, Dresden, Hannover, Bremen, Essen) teil. Durchgeführt wurden die Interviews von Ipsos Public Affairs mithilfe des Online-Access-Panels.
Die Rohdaten aus den Befragungen wurden dem Institut für Finanzwissenschaft und Sozialpolitik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zugeleitet und dort von Prof. Dr. Raffelhüschen und seinem Team mithilfe eines statistischen Datenanalyseprogramms ausgewertet.
Das Städteranking 2023 im Rahmen des SKL Glücksatlas
Seit 2022 ist die Süddeutsche Klassenlotterie (SKL) Partner des Glücksatlas. Die wissenschaftliche Leitung hat Prof. Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg. „Mit unserem Engagement für den Glücksatlas wollen wir die Forschung über Zufriedenheit und Wohlbefinden in Deutschland erweitern und die Ergebnisse der Glücksforschung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen“, sagt Dr. Bettina Rothärmel – Vorstandsvorsitzende der GKL Gemeinsame Klassenlotterie der Länder AöR, Veranstalterin der SKL-Lotterien.
Mit Beginn der Partnerschaft initiiert die SKL zudem eine wissenschaftliche Glücksdatenbank für Journalistinnen, Journalisten und Interessierte: Unter skl-gluecksatlas.de werden kontinuierlich aktuelle Daten, Analysen und Sonderstudien über die Entwicklung der Lebenszufriedenheit in Deutschland bereitgestellt und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die SKL steht für die tägliche Chance auf Glück in Form von Geld- und Sachgewinnen. Beim SKL-Millionenspiel werden z.B. im Verlauf der Lotterie über 3,2 Millionen Gewinne im Wert von bis zu 20 Millionen Euro ausgespielt – staatlich garantiert.