Die Jahreszeit hat Einfluss auf unsere Lebenszufriedenheit. Im Sommer sind wir am glücklichsten, im Winter am unglücklichsten. Der Frühling leitet die Wende zu größerer Zufriedenheit ein. Glücksunterschiede zwischen den Jahreszeiten sind allerdings eher gering.
Jede Jahreszeit bringt schöne und weniger schöne Dinge mit sich, die unser Wohlbefinden beeinflussen. Der Winter ist dunkel und kalt. Die Winterdepression wird im ICD-10-Katalog für Krankheiten sogar den depressiven Störungen zugeordnet. Im Winter erfreuen wir uns aber auch an der Advents- und Weihnachtszeit mit ihren Lichtern, Weihnachtsmärkten, dem guten Essen und den Familientraditionen (»Omas leckere Kekse«). Außerdem gibt es da auch noch Silvester, Karneval und die Faschingszeit. Im Frühling werden die Tage lang, die Sonne scheint, der Mai ist der beliebteste Monat der Deutschen. Andererseits leiden manche unter Frühjahrsmüdigkeit, begleitet vom Pollenflug und weit verbreiteten Allergien.
Der Sommer ist warm, die Sonne scheint, es ist die Zeit für fröhliche Badeurlaube und laue Sommerabende. Dagegen sprechen aber teils heftige Hitze und damit einhergehender schlechter Schlaf. Der Herbst wiederum erfreut mit einem schönen Farbenspiel der Natur sowie zahlreichen Erntefesten. Auf der Negativseite stehen aber das nasskalte Wetter, die kürzer werdenden Tage sowie der »Post-Urlaubs-Blues«, d.h. der als schleppend empfundene Neustart im Job oder in der Schule nach dem Sommerurlaub.
So hat jede Jahreszeit ihre positiven und negativen Aspekte. In welcher Jahreszeit sind wir – unterm Strich – am glücklichsten? Hat die Jahreszeit überhaupt einen messbaren und nennenswerten Einfluss auf unsere Lebenszufriedenheit?
Der SKL Glücksatlas nutzt Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) sowie der Glücksatlas-Datenbank (GA-D) von 2018 bis 2022 (5-Jahreszeitraum), um die Unterschiede in der Lebenszufriedenheit zwischen den Jahreszeiten zu erfassen. Es gehen knapp 60.000 Befragte in die Analyse ein. Die Stichprobe aus SOEP und GA-D wurde repräsentativ für die deutsche Bevölkerung nach Geschlecht, Alter, Region und Einkommensklasse modifiziert.
Auf Grundlage dieser Daten zeigt sich: Im Winter (6,68 Punkte) sind wir mit unserem Leben am unzufriedensten (Abbildung 1). Am zweitunglücklichsten sind wir im Herbst mit 6,70 Punkten. Winter und Herbst unterscheiden sich signifikant vom Sommer (6,74 Punkte), welcher mit Abstand die glücksstiftendste Jahreszeit darstellt. Der Frühling schneidet in der Mitte ab (6,71 Punkte). Außerdem unterscheidet sich der Frühling nicht signifikant vom Herbst und Winter. Gegenüber dem Sommer sind wir im Frühling knapp signifikant unzufriedener.
Abbildung 1: Wie zufrieden sind wir in den Jahreszeiten?
Die Unterschiede zwischen den Jahreszeiten sind aber vergleichsweise gering. Persönliche Faktoren wie Gesundheitszustand, Einkommen oder Berufsstatus beeinflussen die Lebenszufriedenheit weitaus stärker. Zum Vergleich: Die Lebenszufriedenheit von Menschen mit »sehr guter Gesundheit« liegt gegenüber Menschen mit nur »zufriedenstellenden Gesundheit« um 0,72 Punkte höher. Der Sommereffekt mit 0,06 Punkten gegenüber dem Winter ist dementsprechend klein, er entspricht dem Glücksgewinn eines Kurzurlaubs. Die Jahreszeiten spielen somit eine untergeordnete Rolle in der Glücksbilanz. Aber spürbar und nachvollziehbar ist der Effekt schon.
Es existieren zudem Gruppenunterschiede: Frauen (Sommer-Winter-Unterschied: 0,09 Punkte) reagieren z.B. stärker auf die Jahreszeiten als Männer (Sommer-Winter-Unterschied: 0,03 Punkte). Außerdem reagieren Ältere über 65 Jahren (Sommer-Winter-Unterschied: 0,07) sensibler als Jüngere (Sommer-Winter-Unterschied: 0,05 Punkte).