Sachsen verzeichnet 2024 einen Rückgang der Lebenszufriedenheit und fällt im bundesweiten Vergleich ins untere Mittelfeld. Seit 2022 öffnet sich zudem eine spürbare Kluft zwischen Ost- und Westsachsen: Während der Westen vergleichsweise zufrieden ist, bleibt der Osten deutlich zurück. Gründe dafür sind unter anderem die unzureichende wirtschaftliche Infrastruktur und die niedrigen Einkommen, die zur allgemeinen Unzufriedenheit beitragen.
Subjektive
Lebenszufriedenheit
Rang 12 (von 16)
Objektive
Lebensqualität
Rang 11 (von 16)
Hoppla, was ist da los? Bis zum Vorjahr zählte Sachsen zu den Bundesländern, die sich am schnellsten von den Pandemiefolgen erholten – das Niveau vor der Corona-Krise war zum Greifen nah. Doch im Jahr 2024 sank die Lebenszufriedenheit der Sachsen. Nur Bremen, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern erlebten einen ähnlichen Rückgang. Mit einem durchschnittlichen Wert von 6,87 Punkten verzeichnet Sachsen einen Rückgang um 0,05 Punkte im Vergleich zum Vorjahr und fällt damit von Platz sieben auf Platz zwölf im bundesweiten Ranking zurück. Der Abstand zum gesamtdeutschen Durchschnitt beträgt nun 0,19 Punkte – eine Differenz, die bereits vor der Pandemie bestand. Im vergangenen Jahr lag Sachsen noch auf Augenhöhe mit dem bundesweiten Durchschnitt. (Abbildung 1).
Abbildung 1: Allgemeine Lebenszufriedenheit in Sachsen 2015 bis 2024
Auch in anderen Bereichen der Lebenszufriedenheit schneidet Sachsen unterdurchschnittlich ab: Die Zufriedenheit mit dem Familienleben (7,35 Punkte), der beruflichen Situation (7,02 Punkte), der Gesundheit (6,79 Punkte) und der finanziellen Lage (6,31 Punkte) liegt deutlich unter dem Durchschnitt (Abbildung 2). Typisch für viele ostdeutsche Flächenländer sind Gesundheit und Einkommen die größten Schwachstellen im Vergleich zu Westdeutschland. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf gehört zu den niedrigsten in Deutschland – nur Thüringen liegt noch darunter. Entsprechend gering ist auch die Kaufkraft im Bundesland. Weitere wirtschaftliche Herausforderungen sind die niedrige Gründungsrate und die teilweise unzureichende Infrastruktur, da einige Regionen in Ost- und Mittelsachsen schwer mit dem Zug erreichbar sind.
Positiv hervorzuheben sind hingegen die niedrige Kriminalitätsrate, die erschwinglichen Mieten und die geringe Einkommensungleichheit in Sachsen. Das Schulsystem des Bundeslandes genießt zudem einen guten Ruf, und die Kinderbetreuungsquote ist hoch. Im bundesweiten Vergleich der objektiven Lebensqualität erreicht Sachsen Platz 11. Die Abweichung zwischen diesem Rang und dem 12. Platz im Zufriedenheitsranking deutet auf eine leicht negativere subjektive Wahrnehmung der Lebensqualität in Sachsen hin. Die Platzierungen der letzten Jahre (Rang 7 im Jahr 2023, Rang 10 im Jahr 2022 und Rang 12 im Jahr 2021) zeigen jedoch, dass die Lebenszufriedenheit in Sachsen insgesamt in einem ähnlichen Bereich wie die objektiven Lebensbedingungen liegt.
Abbildung 2: Bereichszufriedenheit in Sachsen
Besonders markant ist der wachsende Unterschied im Wohlbefinden zwischen West- und Ostsachsen. Während sich die Lebenszufriedenheit in Gesamt-Sachsen vor allem im Osten verschlechtert, zeigt der Westen des Landes positive Entwicklungen. In der Region Sachsen-Leipzig, die West- und Südsachsen einschließlich des Vogtlands umfasst, stieg die Lebenszufriedenheit 2024 um 0,03 Punkte. Dagegen sank sie in der Region Sachsen-Dresden, die Ostsachsen abdeckt, um 0,14 Punkte. Diese Kluft wächst bereits seit drei Jahren: von 0,08 Punkten im Jahr 2022 über 0,23 Punkte im Jahr 2023 bis zu einem Abstand von 0,40 Punkten im Jahr 2024. Diese regionalen Unterschiede spiegeln sich auch im Städtevergleich wider: Leipzig belegt im Städteranking 2024 Rang 11, Chemnitz Rang 18, während Dresden auf Rang 28 liegt.
Abbildung 3: Kluft zwischen Sachsen-Leipzig und Sachsen-Dresden
Lebenzufriedenheit im Durchschnitt in Sachsen 2024: 6,87
Stärken | Sachsen | Deutsch- land |
---|---|---|
Wohlstand | ||
Öffentliche Schuldena Schulden der Länder und Gemeinden/Gemeindeverbände in Euro je Einwohner, 2023 |
2.157 | 8.867 |
Wohnsituation | ||
Wohnungsmietenb Durchschnittsmiete pro m2, 2024 |
7,5 | 10,3 |
Ungleichheit | ||
Einkommenc Gini-Koeffizient zur Einkommensverteilung, 2023 |
0,25 | 0,3 |
Schwächen | Sachsen | Deutsch- land |
---|---|---|
Infrastruktur | ||
Erreichbarkeit Bahnhöfed Durchschnittliche Pkw-Fahrzeit zum nächsten IC/ICE-Bahnhof in Minuten, 2021 |
41 | 27 |
Wohlstand | ||
Kaufkrafte Kaufkraft je Einwohner in Euro, 2024 |
25.292 | 27.848 |
Wirtschaftskraft | ||
BIP je Beschäftigtenf BIP je Erwerbstätigen in Euro, 2023 |
75.060 | 89.721 |
Gründungsintensitätg Anzahl der gewerblichen Existenzgründungen je 10.000 Erwerbsfähige, 2022 |
37,0 | 46,7 |
Umweltqualität | ||
Überschwemmungsrisikoh Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche, welcher als Überschwemmungsgebiet bezeichnet wird, 2023 |
3,5 | 1,9 |
a Statistisches Bundesamt. b kleinanzeigen.de. c Statistische Ämter des Bundes und der Länder. d INKAR. e GfK https://www.gfk.com/de/presse/Kaufkraft-der-Deutschen-steigt-2024-auf-27848-Euro. f Statistisches Bundesamt. g Institut für Mittelstandsforschung Bonn. h Monitor der Siedlungs- und Freiraumentwicklung.