Stuttgart ist die Negativüberraschung im Städteranking. Die Stadt ist wohlhabend, aber die Stuttgarter sind trotzdem nicht mit ihrem Einkommen zufrieden. Außerdem sehen viele Stuttgarter Defizite in den »weichen« Faktoren wie Naherholungsmöglichkeiten, Zusammengehörigkeitsgefühl und Kultur. Immerhin: Mehr als die Hälfte der Stuttgarter finden ihre Stadt trotzdem empfehlenswert. Die Stuttgarter schätzen auch ihre Verwaltung.
Die Stuttgarter sind nur unterdurchschnittlich mit ihrem Leben zufrieden. Auf der Skala von 0 (= »ganz und gar unzufrieden«) bis 10 (= »ganz und gar zufrieden«) bewerten sie ihre Lebenszufriedenheit mit 6,54 Punkten und damit etwas schwächer als Essen (6,63 Punkte) und weit schwächer als die andere süddeutsche Großstadt München (6,90 Punkte). Die Lebenszufriedenheit ist aber z.B. noch geringer in Bremen (6,50 Punkte) oder Dresden (6,49 Punkte). Im Durchschnitt aller Großstädte liegt die Lebenszufriedenheit bei 6,72 Punkten.
Abbildung 1: Trotz hohen Wohlstands mit Einkommen unzufrieden
Mit Arbeit, Einkommen und Wohnen nur wenig zufrieden
Mit Familie (6,99 Punkte; Ø Städte: 6,91 Punkte) und Gesundheit (6,51 Punkte; Ø Städte: 6,36 Punkte) sind die Stuttgarter überdurchschnittlich zufrieden. Dazu dürfte auch die geringe Scheidungsquote in Stuttgart beitragen: Knapp 4 von 10 Ehen werden in Stuttgart geschieden, in anderen Städten ist es durchschnittlich jede zweite Ehe – in Hamburg sind es sogar zwei Drittel der Ehen, die zu Bruch gehen.
Trotz der guten Wirtschaftsdaten sind die Stuttgarter mit Einkommen (5,62 Punkte; Ø Städte: 5,79 Punkte) und Arbeit (6,14 Punkte; Ø Städte: 6,23 Punkte) eher unzufrieden. Das ist nur schwer erklärbar. Die geringe Wohnzufriedenheit (6,54 Punkte; Ø Städte: 6,75 Punkte) dürfte u.a. an den besonders hohen Mieten liegen.
43 Prozent der Stuttgarter glauben, dass es ihnen in 5 Jahren viel besser oder besser gehen wird – damit sind sie genauso optimistisch wie der Durchschnitt der 12 Großstädte. Diejenigen unter den Stuttgartern, die ihre Zukunft eher pessimistisch sind, sind vor allem mit dem Zusammengehörigkeitsgefühl in Stuttgart unzufrieden.
Stuttgarter sind besonders mit »weichen« Faktoren unzufrieden
Die Stadtzufriedenheit der Stuttgarter ist eher mäßig. Mit 6,84 Punkten – wieder auf der Skala von null bis zehn – liegt die Zufriedenheit mit der eigenen Stadt knapp unter dem Städtedurchschnitt von 6,90 Punkte. Ähnlich wie Stuttgart liegen auch Leipzig (6,87 Punkte) und Hannover (6,83 Punkte).
Die Stuttgarter sind besonders mit ihrem Wirtschaftsstandort zufrieden. Kein Wunder: Das Bruttoinlandsprodukt beträgt 84.000 Euro pro Kopf, womit Stuttgart zu den Großstädten mit der höchsten Wertschöpfung zählt – ähnlich wie in Frankfurt oder Hamburg. Auch mit ihrer öffentlichen Verwaltung sind sie sehr zufrieden: Mit 5,91 Punkten liegen sie in diesem Bereich sogar auf Rang 5.
Abbildung 2: Mit Wirtschaftsstandort und öffentlicher Verwaltung sehr zufrieden
Zufriedenheit mit...
Während die Stuttgarter mit den eher »harten« Faktoren zufrieden sind, zeigen sich Schwächen bei den »weichen« Faktoren. Die Bereiche Zusammengehörigkeitsgefühl (5,61 Punkte, Ø Städte: 5,75 Punkte), Naherholungsmöglichkeiten (6,76 Punkte; Ø Städte: 6,88 Punkte) und Kultur (6,91 Punkte; Ø Städte: 7,03 Punkte) sind sämtlich unterdurchschnittlich.
51 Prozent der Stuttgarter finden ihre Stadt (sehr) empfehlenswert, das ist immerhin überdurchschnittlich im Vergleich zu den 12 Großstädten (48 Prozent). Stuttgarter, die ihre Stadt gerne weiterempfehlen, schätzen im Gegensatz zu den anderen Einwohnern das kulturelle Angebot (7,87 Punkte) der Stadt. Außerdem sind sie eher wohlhabend und sehr mit ihrem Einkommen und dem Familienleben zufrieden.
Naherholungsmöglichkeiten, Kultur und Zusammengehörigkeitsgefühl für die Stuttgarter wichtig
Stuttgart zeigt Stärken und Schwäche (Abbildung 3).: Mit der Wohnsituation ist man eher unzufrieden, allerdings ist diese nur wenig relevant für die Lebenszufriedenheit. Relevanter ist die geringe Zufriedenheit mit dem Haushaltseinkommen und der Arbeitssituation. Für die Stadtzufriedenheit sehr wichtig sind die Bereiche Naherholung, Zusammengehörigkeitsgefühl und Kultur – die Zufriedenheit damit ist aber gering. Die Verkehrsinfrastruktur liegt an der Grenze zum Exzellenzfeld.
Abbildung 3: Wo in Stuttgart Handlungsbedarf besteht
Besonders glücklich sind die Stuttgarter mit ihrem Wirtschaftsstandort, welcher auch hohe Relevanz für die Lebenszufriedenheit der Schwaben hat. Auch die für die Stadtzufriedenheit wichtige Verwaltung schneidet sehr gut ab.
Im wirtschaftlichen Bereich sind die Stuttgarter überaus stark (Abbildung 4). Das Bruttoinlandsprodukt ist deutlich höher als im Schnitt der Großstädte und die Arbeitslosenquote ist gering. Auch die Ungleichheit hält sich in Grenzen: „Nur“ 16,6 Prozent gelten in Stuttgart als armutsgefährdet, in Hamburg sind es beispielsweise 20 Prozent.
Abbildung 4: Objektive Faktoren
Stärken | Stuttgart | Ø 12 Städte |
---|---|---|
Bruttoinlandsprodukt In Euro je Einwohner |
83.700 | 59.600 |
Arbeitslosenquote Anteil aller dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Arbeitsuchenden in Prozent aller Erwerbspersonen |
4,9 | 7,1 |
Scheidungsquote Anteil Ehescheidungen an den Eheschließungen in Prozent |
38,6 | 48,1 |
Armutsgefährdungsquote Anteil derer, die weniger als 60% des regionalen Durchschnittseinkommens verdienen |
16,6 | 18,1 |
Schwächen | Stuttgart | Ø 12 Städte |
---|---|---|
Mietpreis-Einkommensverhältnis Anteil des Haushaltseinkommens, welcher für eine 80m² Wohnung aufgewendet werden muss in Prozent |
43,0 | 32,7 |
Wohnfläche Je Einwohner in Quadratmeter |
39,0 | 41,0 |
Fortzüge Pro Jahr je 1.000 Einwohner |
72,6 | 52,0 |
Erholungsfläche Parks, Sportplätze oder Schrebergärten etc. Quadratmeter je Einwohner |
20,2 | 38,3 |
Ökonomische Faktoren in Stuttgart stark, Mieten sind überdurchschnittlich hoch.
Quelle: Sonderbefragung für das Städteranking im April 2023, Glücksatlas-Datenbank 2023. Basis: 3.000 Befragte in 12 deutschen Großstädten.
Die Mieten sind in Stuttgart sehr hoch: Für eine typische 80m²-Wohnung (3 Zimmer, Küche, Bad) benötigt ein Stuttgarter 43 Prozent seines Haushaltseinkommens. Gleichzeitig ist auch die Wohnfläche je Einwohner unterdurchschnittlich. Besonders dünn sieht es bei den Erholungsflächen, sprich Stadtparks, Sportplätzen oder Schrebergärten aus.
Datenbasis für das Städteranking 2023
Das Städteranking 2023 erscheint als Sonderstudie im Rahmen des SKL Glücksatlas. Für das Städteranking 2023 wurde die deutschsprachige Wohnbevölkerung mit Online-Zugang zwischen 16-74 Jahre repräsentativ in der Zeit vom 30.03. bis 24.04.2023 befragt. An der Erhebung nahmen insgesamt 3.001 Befragte aus 12 Großstädten (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig, Dresden, Hannover, Bremen, Essen) teil. Durchgeführt wurden die Interviews von Ipsos Public Affairs mithilfe des Online-Access-Panels.
Die Rohdaten aus den Befragungen wurden dem Institut für Finanzwissenschaft und Sozialpolitik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zugeleitet und dort von Prof. Dr. Raffelhüschen und seinem Team mithilfe eines statistischen Datenanalyseprogramms ausgewertet.
Das Städteranking 2023 im Rahmen des SKL Glücksatlas
Seit 2022 ist die Süddeutsche Klassenlotterie (SKL) Partner des Glücksatlas. Die wissenschaftliche Leitung hat Prof. Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg. „Mit unserem Engagement für den Glücksatlas wollen wir die Forschung über Zufriedenheit und Wohlbefinden in Deutschland erweitern und die Ergebnisse der Glücksforschung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen“, sagt Dr. Bettina Rothärmel – Vorstandsvorsitzende der GKL Gemeinsame Klassenlotterie der Länder AöR, Veranstalterin der SKL-Lotterien.
Mit Beginn der Partnerschaft initiiert die SKL zudem eine wissenschaftliche Glücksdatenbank für Journalistinnen, Journalisten und Interessierte: Unter skl-gluecksatlas.de werden kontinuierlich aktuelle Daten, Analysen und Sonderstudien über die Entwicklung der Lebenszufriedenheit in Deutschland bereitgestellt und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die SKL steht für die tägliche Chance auf Glück in Form von Geld- und Sachgewinnen. Beim SKL-Millionenspiel werden z.B. im Verlauf der Lotterie über 3,2 Millionen Gewinne im Wert von bis zu 20 Millionen Euro ausgespielt – staatlich garantiert.