Hamburg ist die glücklichste Region und Großstadt Deutschlands – und stößt nach 11 Jahren den bisherigen Spitzenreiter Schleswig-Holstein vom Thron. Mit deutlichem Vorsprung setzt sich die Hansestadt an die Spitze des Zufriedenheitsrankings. Obwohl das Leben in Großstädten stressiger und anstrengender ist und die objektiven Lebensumstände eigentlich ein etwas schlechteres Abschneiden erwarten lassen, erfreuen sich die Hamburger der höchsten subjektiven Zufriedenheit in der Republik.
Subjektive
Lebenszufriedenheit
Rang 1 (von 16)
Objektive
Lebensqualität
Rang 10 (von 16)
Hamburg hat im Jahr 2024 alle anderen Bundesländer übertroffen und mit beeindruckenden 7,38 Punkten den ersten Platz belegt, womit es sowohl Bayern als auch Schleswig-Holstein, die jeweils 7,23 Punkte erreichten, hinter sich ließ. Bereits in den vergangenen Jahren gehörte Hamburg zu den Spitzenreitern in Sachen Zufriedenheit. Auch im Städtevergleich steht die Hansestadt ganz oben: Unter Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern erreichte Hamburg den ersten Rang und belegt bei Städten mit über 200.000 Einwohnern den 13. Platz von 40. Hamburg ist auch deutlich glücklicher als die anderen beiden Stadtstaaten Bremen (6,76 Punkte) und Berlin (6,63 Punkte).
Besonders hervorzuheben ist der kontinuierliche Anstieg der Lebenszufriedenheit in Hamburg im Laufe der Jahre (siehe Abbildung 1). 2019 lag der Wert bei 7,27 Punkten, während er 2024 auf 7,38 gestiegen ist – und damit sogar das Niveau von vor der Corona-Pandemie übertrifft. Die Pandemie traf Großstädte wie Hamburg besonders hart, was 2020/21 zu einem Rückgang der Zufriedenheit um 0,53 Punkte führte. Die stärkeren Einschränkungen und höheren Infektionszahlen ließen den Kontrast zum gewohnten Stadtleben deutlicher spürbar werden als in ländlichen Gebieten. Doch die Hansestadt erholte sich schnell, sodass 2023 nur noch 0,16 Punkte zum Vorkrisen-Niveau fehlten. Erstmals seit 2012 hat Hamburg damit Schleswig-Holstein von der Spitze verdrängt.
Abbildung 1: Allgemeine Lebenszufriedenheit in Hamburg 2015 bis 2024
Die Hamburger waren schon immer zufriedener als der bundesdeutsche Durchschnitt. Seit der Corona-Pandemie hat sich dieser Vorsprung jedoch weiter vergrößert: Während der Pandemie lag Hamburgs Zufriedenheit nur 0,08 Punkte über dem nationalen Durchschnitt. 2022 wuchs dieser Abstand auf 0,13 Punkte, 2023 auf 0,19 Punkte und erreichte 2024 beeindruckende 0,32 Punkte. Besonders auffällig ist der deutliche Anstieg im Jahr 2024. Selbst unter Berücksichtigung statistischer Unsicherheiten sind die Hamburger signifikant glücklicher als der Rest des Landes.
Dass Hamburg 2024 überraschend den ersten Platz im Zufriedenheitsranking belegt, widerspricht der allgemeinen Studienlage, die zeigt, dass in wohlhabenden Ländern wie Deutschland das Leben auf dem Land tendenziell glücklicher ist als in der Stadt. Das Stadtleben ist lauter, schmutziger, stressiger und fordernder als das Landleben. Zudem gibt es in Deutschland in Städten nicht zwangsläufig höhere Einkommen, dafür aber deutlich höhere Miet- und Immobilienkosten. Ein messbar höheres Wohlbefinden auf dem Land im Vergleich zu städtischen Gebieten lässt sich beispielsweise in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Sachsen und Thüringen beobachten. Doch Hamburg scheint besondere Eigenschaften zu haben, die die typischen Nachteile einer Großstadt abmildern. Diese Eigenschaften schlagen offenbar deutlich auf das subjektive Wohlbefinden durch.
Denn im neuen Lebensqualitäts-Ranking, das auf 28 objektiv gemessenen Wohlstandsindikatoren basiert, erreicht die Hansestadt nur den zehnten Platz unter den Bundesländern und liegt damit im Mittelfeld. Bei der subjektiv empfundenen Lebenszufriedenheit zeichnet sich jedoch ein anderes Bild ab: Hier führt Hamburg das Ranking der Bundesländer an. Diese Diskrepanz macht Hamburg zu einem echten " Overperformer" in Sachen Zufriedenheit.
Familienzufriedenheit und Einkommenszufriedenheit sind allerdings niedrig
Ein Blick auf die Zufriedenheit in einzelnen Lebensbereichen zeigt, dass sich die Hamburger in einigen Aspekten kaum von anderen Stadtbewohnern unterscheiden (siehe Abbildung 2). Besonders auffällig ist die Familienzufriedenheit, die mit 7,28 Punkten deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt von 7,53 Punkten liegt. Das überrascht wenig, denn in einer Stadt wie Hamburg leben viele Menschen allein. Dazu gehören junge Studierende und Singles im mittleren Alter, aber auch Witwen und Witwer. Zudem gibt es in Städten tendenziell weniger Familien mit Kindern, die im Allgemeinen eine höhere Familienzufriedenheit aufweisen. Darüber hinaus liegt die Geburtenrate in Hamburg mit 1,32 Kindern pro Frau unter dem deutschen Durchschnitt von 1,46 Kindern.
Abbildung 2: Bereichszufriedenheit in Hamburg
Auch bei der Einkommenszufriedenheit schneidet Hamburg mit 6,73 Punkten schwächer ab. Dies lässt sich zum Teil durch die vergleichsweise junge Bevölkerung erklären, die typischerweise unzufriedener mit dem eigenen Einkommen ist. Viele Studierende und Auszubildende müssen mit begrenzten Mitteln auskommen und finanzieren sich durch Nebenjobs. Zudem ist Hamburg eine der teuersten Städte Deutschlands: Ein Vergleich der Lebenshaltungskosten in 80 deutschen Städten zeigt, dass Hamburg die elftteuerste Stadt ist, teurer als beispielsweise Düsseldorf, Köln oder Hannover, aber günstiger als München, Stuttgart und Frankfurt. Besonders belastend für das Wohlbefinden ist die Wohnsituation. Vier von fünf Hamburgern leben zur Miete, wobei die durchschnittliche Miete bei 16 Euro pro Quadratmeter liegt – sechs Euro mehr als der gesamtdeutsche Durchschnitt. Der stark unausgeglichene Wohnungsmarkt mit einer deutlich höheren Nachfrage als Angebot wird voraussichtlich zu weiteren Mietsteigerungen führen.
Positiv sticht dagegen der Gesundheitsbereich hervor: Mit 7,31 Punkten bewerten die Hamburger ihre Gesundheit fast so gut wie die Spitzenreiter in Schleswig-Holstein (7,32 Punkte). Dazu trägt neben der vergleichsweise jungen Bevölkerung auch die hervorragende Gesundheitsversorgung bei. Die Ärztedichte ist hoch: Auf einen Arzt kommen durchschnittlich nur 127 Einwohner, während es im bundesweiten Durchschnitt fast 200 sind. Auch die Krankenhausversorgung ist überdurchschnittlich gut: Auf 100.000 Einwohner entfallen in Hamburg 684 Betten, während es im Bundesschnitt 573 Betten sind. Hamburg versorgt dabei auch das Umland mit und bietet mit Einrichtungen wie dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und den Asklepios-Kliniken wichtige Arbeitgeber im Gesundheitssektor.
Abbildung 3: Hamburger sind die zufriedensten Deutschen
Lebenzufriedenheit im Durchschnitt in Hamburg 2024: 7,38
Hamburgs Spitzenposition in der Lebenszufriedenheit mag auf den ersten Blick überraschend wirken, doch die Stadt zeigt eindrucksvoll, dass Lebensqualität nicht allein durch objektive Faktoren bestimmt wird. Trotz hoher Lebenshaltungskosten und typischer städtischer Herausforderungen fühlt sich die Bevölkerung in der Hansestadt subjektiv zufriedener als in vielen anderen Regionen Deutschlands. Zwar gibt es in Bereichen wie Familien- und Einkommenszufriedenheit noch Verbesserungspotenzial, dennoch erweist sich Hamburg insgesamt als ein Ort, an dem die Menschen besonders glücklich sind.
Stärken | Hamburg | Deutsch- land |
---|---|---|
Infrastruktur Autobahnanbindunga Durchschnittliche Pkw-Fahrtzeit zur nächsten BAB-Anschlussstelle in Minuten, 2021 |
7 |
16 |
Erreichbarkeit ÖPNVa Anteil der Bevölkerung in %, dessen Wohnort max. 600m (Bus) bzw. 1.200m (Bahn) Luftlinie von einer Haltestelle mit min. 28 Abfahrten pro Tag entfernt lag, 2022. |
99 | 86 |
Wirtschaftskraft Gründungsintensitätb Anzahl der gewerblichen Existenzgründungen je 10.000 Er-werbsfähige, 2022. |
72,5 |
46,7 |
BIP je Beschäftigtenc BIP je Erwerbstätigen in Euro, 2023. |
111.702 | 89.721 |
Gesundheitsversorgung Ärztedichted Einwohner je berufstätigem Arzt, 2023. |
127 |
197 |
Krankenhausbettene Anzahl Krankenhausbetten je 100.000 Einwohner, 2022 |
683,6 | 573,3 |
Schwächen | Hamburg | Deutsch- land |
---|---|---|
Demografie Geburtenratef Zusammengefasste Geburtenziffer (durchschnittliche Kinderzahl je Frau), 2022 |
1,32 |
1,46 |
Wohnsituation Wohnflächeg Wohnfläche je Einwohner in qm, 2022 |
40 |
47,4 |
Wohnungsmietenh Durchschnittsmiete pro qm, 2024 |
16 | 10,3 |
Eigentumsquotef Anteil der Eigentümerhaushalte in selbst bewohnten Wohnungen in Wohngebäuden an allen Haushalten in bewohnten Wohnungen in Wohngebäuden in %, 2022 |
20,1 | 41,8 |
Sicherheit Straftateni Erfasste Straftaten je 100.000 Einwohner, 2022 |
11.394 |
6.700 |
a INKAR (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung). b Institut für Mittelstandsforschung Bonn. c Statistisches Bundesamt. d Bundesärztekammer. e Gesundheitsberichterstattung des Bundes. f Statistisches Bundesamt. g Statistisches Bundesamt. h Kleinanzeigen. i Statistische Ämter des Bundes und der Länder (mit Verweis auf das Bundeskriminalamt).