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In Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg

Konsum / Zeitverwendung

Aktive Freizeit macht glücklich

Gemeinsame Freizeitaktivitäten wie Ausflüge, Sport oder Konzerte machen am glücklichsten, während passive Freizeit­tätigkeiten wie Fernsehen oder Video­spiele weniger zur Lebens­zufriedenheit beitragen. Einige soziale Aktivitäten – wie etwa Restaurant­besuche oder Kurzreisen – wirken sich bereits positiv aus, wenn sie nur gelegentlich erfolgen. Bei Sport, Musik, Malen oder Bücher­lesen nimmt das Wohl­befinden umso mehr zu, je häufiger man es tut.

Ein Tag hat 24 Stunden. Mehr als 11 Stunden – also fast die Hälfte – nutzen die Deutschen für Grund­bedürfnisse wie Schlaf, Essen und Körperpflege. Rund ein Viertel der Zeit entfällt auf Erwerbstätigkeit, Bildung und unbezahlte Arbeit. Ebenso viel Zeit wird für Freizeit­aktivitäten aufgewendet: Dabei entfallen fast 3 Stunden auf Medienkonsum, knapp 2 Stunden auf soziale Kontakte und gut 1 Stunde auf Sport, Hobbys oder Spiele.

Aktiv oder passiv – was den Unterschied macht

Nicht alle Alltagstätigkeiten tragen aber gleichermaßen zur Lebenszufriedenheit bei. Freizeit und Arbeit werden deutlich positiver bewertet als Haushalt oder Schlaf. Der Glückseffekt von Freizeitaktivitäten variiert stark. Unsere Studie zeigt: Besonders profitieren Menschen von Aktivitäten, die mit sozialer Teilhabe, Bewegung oder kulturellen Erlebnissen verbunden sind. Wer seine Freizeit aktiv verbringt, ist nachweislich glücklicher. Menschen, die regelmäßig Ausflüge oder Kurzreisen unternehmen (7,84 Punkte) oder kulturelle Veranstaltungen wie Oper, Theater oder Ausstellungen besuchen (7,78 Punkte), berichten von der höchsten Lebenszufriedenheit. Auch ehrenamtliches Engagement (7,77 Punkte) sowie Kino-, Konzert- oder Clubbesuche (7,70 Punkte) gehen mit überdurchschnittlichen Zufriedenheitswerten einher.

Abbildung 1: Lebenszufriedenheit und Tätigkeiten

Vor allem aktive Freizeitbeschäftigungen, die soziale Interaktion fördern, steigern die Zufriedenheit. Ebenso kann es guttun, sich für andere einzusetzen – sei es durch ein Ehrenamt oder politische Betätigung.

Quelle: Eigene Berechnungen auf Grundlage des SOEP v36. 

Anmerkungen: Die Grafik zeigt die durchschnittliche Lebenszufriedenheit von Befragten, die mindestens einmal pro Monat die gezeigte Tätigkeit ausüben. In Rot dargestellt ist die durchschnittliche Lebenszufriedenheit aller genannter Tätigkeiten.

Regelmäßige Besuche von Sportveranstaltungen (7,67 Punkte) oder politische Betätigung (7,67 Punkte) stehen ebenfalls mit höherer Zufriedenheit in Verbindung. Auch künstlerische oder musische Tätigkeiten sowie Kirchgang und religiöse Aktivitäten (7,64 Punkte) haben eine leicht überdurchschnittlich positive Wirkung. Entscheidend scheint dabei weniger die Aktivität selbst zu sein als die Möglichkeit, kreativ zu sein, sich aktiv einzubringen und mit anderen Menschen in Austausch zu treten.

Manche Freizeitgestaltungen tragen allerdings weniger zum Wohlbefinden bei. Passive oder isolierte Tätigkeiten schneiden im Vergleich deutlich schlechter ab. Fernsehen (7,45 Punkte), Nichtstun (7,41 Punkte) oder Computer- und Videospiele (7,36 Punkte) liegen unter dem Durchschnitt (7,60 Punkte). Zwar können sie kurzfristig entspannen, doch auf lange Sicht scheinen sie die Lebenszufriedenheit weniger zu fördern als gesellige oder aktivierende Tätigkeiten. Der Unterschied zwischen Menschen, die ihre Freizeit aktiv gestalten, und jenen, die überwiegend passiven Tätigkeiten nachgehen, beträgt 0,27 Punkte auf einer Skala von 0 bis 10 – ein nicht unerheblicher Effekt.

Alltägliche Routinen wie Essen und Trinken gehen (7,63 Punkte), aktiver Sport (7,62 Punkte) oder der Besuch von Freunden und Nachbarn (7,59 Punkte) bewegen sich hingegen im Durchschnittsbereich. Diese Aktivitäten haben keinen starken Einfluss, tragen aber dennoch zur Stabilisierung des Wohlbefindens bei.

Die richtige Dosis ist entscheidend

Nicht nur die Art der Freizeitbeschäftigung, sondern auch ihre Häufigkeit spielt eine Rolle. Einige Aktivitäten wirken bereits bei gelegentlicher Ausübung positiv auf die Lebenszufriedenheit. Wer sich beispielsweise regelmäßig mit Freunden und Nachbarn trifft, Ausflüge und Kurzreisen unternimmt oder kulturelle Veranstaltungen besucht, berichtet von einer spürbaren Steigerung des Wohlbefindens. Der Unterschied zwischen Personen, die solche Aktivitäten ausüben, und jenen, die darauf verzichten, beträgt beeindruckende 0,58 Punkte.

Abbildung 2: Die Häufigkeit ist entscheidend

Bei Freizeitaktivitäten spielt die Häufigkeit eine entscheidende Rolle. Einige Tätigkeiten, wie Besuche bei Freunden und Nachbarn, Familienbesuche oder Ausflüge, sind besonders wertvoll, wenn sie überhaupt stattfinden. Andere Aktivitäten sollten in Maßen genossen werden, etwa Fernsehen, Oper-, Theater- und Ausstellungsbesuche, ehrenamtliches Engagement oder bewusstes Nichtstun. Zudem gibt es Freizeitbeschäftigungen, die umso mehr Freude bereiten, je häufiger sie ausgeübt werden – dazu gehören aktiver Sport und künstlerische und musische Aktivitäten.


Lebenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden«) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Eigene Berechnungen auf Grundlage des SOEP v36.

Allerdings gibt es auch Freizeitbeschäftigungen, die in Maßen genossen werden sollten. Fernsehen, Computer- und Videospiele oder Entspannen und nichts tun können zwar entschleunigend sein, haben aber in zu hoher Frequenz einen negativen Effekt auf die Zufriedenheit. Andere Aktivitäten, wie aktiver Sport oder künstlerische und musische Tätigkeiten, entfalten ihre volle Wirkung erst bei häufiger Ausübung – je regelmäßiger, desto positiver der Effekt auf das Wohlbefinden.

Bei der Steigerung der Lebenszufriedenheit zeigen sich keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Zwar gibt es Unterschiede in der Häufigkeit bestimmter Aktivitäten – Männer reparieren häufiger Dinge an Fahrzeugen, gärtnern, verfolgen Sportereignisse oder betätigen sich öfter politisch, während Frauen regelmäßiger lesen oder häufiger künstlerischen und musischen Aktivitäten nachgehen. Dennoch beeinflussen diese Tätigkeiten das Wohlbefinden unabhängig vom Geschlecht in gleichem Maße. Männer beziehen somit im Durchschnitt etwa vom Gärtnern oder vom Musizieren genauso viel mehr an Lebenszufriedenheit wie Frauen, wenn sie es tun. Es ist also nicht so, dass Frauen grundsätzlich mehr Freude am Lesen empfinden oder Männer mehr Zufriedenheit aus der Gartenarbeit ziehen – vielmehr sind es persönliche Vorlieben, die darüber entscheiden, welche Freizeitgestaltung als besonders bereichernd empfunden wird.

Freizeitgestaltung wirkt je nach Erwerbsstatus unterschiedlich

Die Wirkung von Freizeitaktivitäten auf das Wohlbefinden hängt stark von der beruflichen Situation ab.
Erwerbstätige profitieren besonders von regelmäßigem aktivem Sport. Als Ausgleich zum Arbeitsalltag steigert er die Zufriedenheit um durchschnittlich 0,20 Punkte (7,68 Punkte) und fördert Stressabbau, soziale Interaktion und Selbstwirksamkeit.

Unter den Erwerbslosen im erwerbsfähigen Alter zeigt sich hingegen, dass Aktivitäten, die überwiegend passiven Konsum fördern – etwa Fernsehen schauen – für diese Gruppe besonders negative Effekte haben können. Tägliches Fernsehen senkt die Lebenszufriedenheit um 0,34 Punkte. Zudem können häufige Familienbesuche ambivalent wirken: Gelegentlich steigern sie das Wohlbefinden, doch zu häufige Kontakte könnten durch negative soziale Erwartungen belastend sein.

Rentner haben deutlich mehr Freizeit als Erwerbstätige, sodass die Wahl ihrer Aktivitäten eine zentrale Rolle für ihr Wohlbefinden spielt. Sie profitieren besonders von aktiven Unternehmungen. Wer mindestens einmal pro Monat Ausflüge oder Kurzreisen unternimmt, erreicht eine deutlich höhere Zufriedenheit (7,85 statt 7,28 Punkte). Überraschenderweise wirkt sich auch die tägliche Nutzung von Social Media positiv aus (7,39 statt 7,20 Punkte), da sie der Vereinsamung in diesem Alter entgegenwirkt und gesellschaftliche Teilhabe fördert.

Ob Sport, Reisen oder digitale Kommunikation – die passende Freizeitgestaltung kann in jeder Lebensphase entscheidend zur Zufriedenheit beitragen.

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