Die Lebenszufriedenheit der Hannoveraner ist mittelmäßig. Sie sind besonders zufrieden mit der Verkehrsinfrastruktur, dem Wohnen und der öffentlichen Verwaltung. Die Zufriedenheit mit Familie, Gesundheit und Einkommen ist gering, möglicherweise aufgrund der Defizite des Wirtschaftsstandorts, die den Bürgern Sorgen bereiten.
Hannover liegt im Großstädte-Ranking des Glücksatlas mit 6,75 Punkten im Mittelfeld (Rang 5). Im Vergleich dazu führt Hamburg mit 7,16 Punkten die Liste an. Die durchschnittliche Lebenszufriedenheit spiegelt sich darin wider, dass nur 44 Prozent der Hannoveraner glauben, dass es ihnen in den nächsten 5 Jahren besser oder viel besser gehen wird. Diese Einschätzung deutet auf eine durchschnittliche Zukunftszuversicht hin.
Das Städteranking hat sowohl persönliche Glücksfaktoren wie Familienglück als auch die Zufriedenheit mit städtischen Merkmalen untersucht. Auf persönlicher Ebene sind die Hannoveraner hauptsächlich mit ihrer Wohnsituation zufrieden. Dies passt gut zu ihrer Wertschätzung der Naherholungsmöglichkeiten und der hervorragend bewerteten Verkehrsinfrastruktur. Die charmante Hauptstadt Niedersachsens ist für ihre malerischen Fachwerkhäuser und die beeindruckenden Herrenhäuser-Schlossgärten bekannt. Hannover punktet auch mit einem gut erschlossenen Netz von Fahrradwegen, das die Erholungsräume zugänglich macht.
Abbildung 1: Zufriedenheit auf persönlicher Ebene
Hannover liegt unter dem Durchschnitt bei den meisten persönlichen Glücksfaktoren. Besonders unzufrieden sind die Hannoveraner mit ihrer Gesundheit, die im Vergleich zum Durchschnitt der 12 Großstädte (6,13 im Vergleich zu 6,36 Punkten) schlechter bewertet wird. Dies könnte auf die hohe Anzahl älterer Menschen in der Stadt und eine entsprechend hohe Pflegequote zurückzuführen sein. Zudem ist die Gesundheitsversorgung vergleichsweise schlecht, da auf 100.000 Einwohner lediglich 192 Ärzte kommen, während es im Durchschnitt der 12 Großstädte mit 244 Ärzten deutlich mehr sind.
Auffällig ist auch die Frustration im Familienleben. Der Städtedurchschnitt liegt mit 6,91 Punkten deutlich über dem Wert von Hannover mit 6,75 Punkten. Eine mögliche Ursache dafür ist die hohe Scheidungsquote von 67 Prozent. Auf 100 Eheschließungen kommen in Hannover 67 Scheidungen, während es im Durchschnitt der Städte 48 Prozent sind. Ein weiterer Grund könnte wieder die Altersstruktur sein, da ältere Menschen tendenziell unzufriedener mit ihrem Familienleben sind
Die öffentliche Verwaltung schneidet gut ab
Bei der Zufriedenheit mit der Stadt fallen zwei Faktoren besonders auf. Ausgerechnet die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts bereitet den Hannoveranern Sorgen. Mit 6,34 Punkten liegt dieser Wert besonders niedrig im Vergleich zum Städtedurchschnitt von 6,63. Die Schwierigkeiten der Hannover Industriemesse und der Cebit deuten darauf hin, dass der Standort mit Herausforderungen zu kämpfen hat. Die Wirtschaftsleistung der Stadt ist mit einem BIP von 39.037 Euro pro Kopf für eine westdeutsche Großstadt sehr gering (im Vergleich dazu Essen mit 44.669 Euro pro Kopf). Es überrascht daher nicht, dass auch die Zufriedenheit mit dem Haushaltseinkommen schlecht abschneidet.
Abbildung 2: Zufriedenheit mit städtischen Merkmalen
Zufriedenheit mit...
Die Hannoveraner scheinen regelrecht verärgert über das kulturelle Angebot ihrer Stadt zu sein. Ein Anhaltspunkt dafür könnte die geringe Anzahl von Besuchern in den Theatern sein: In der Spielzeit 2020/21 verzeichneten die Hannoveraner Theater nur etwa 28.000 Besucher, was ungefähr der Anzahl in einer halb so großen Stadt wie Heidelberg entspricht.
Positiv fällt hingegen die Zufriedenheit mit der Qualität der öffentlichen Verwaltung auf. Mit 5,88 Punkten liegt Hannover über dem Städtedurchschnitt von 5,74 Punkten. Dies ist nicht überraschend, da die Sachinvestitionen pro Einwohner mit 640 Euro besonders hoch sind (im Vergleich dazu: Durchschnitt der Großstädte: 490 Euro). Die Stadt Hannover investiert somit überdurchschnittlich viel in Infrastruktur, Schulen, Feuerwehr und andere Bereiche, obwohl ihre Steuerkraft eher im Mittelfeld liegt.
In den übrigen Bereichen schneiden die Hannoveraner im Städtevergleich eher durchschnittlich ab: Die allgemeine Sicherheitslage (6,09), die Naherholungsmöglichkeiten (6,94) und das Zusammengehörigkeitsgefühl (5,71) werden nur als mittelmäßig bewertet.
Nur 43 Prozent der Hannoveraner würden ihre Stadt weiterempfehlen
Lediglich 43 Prozent der Hannoveraner würden einem Bekannten empfehlen, in ihre Stadt zu ziehen, während 14 Prozent davon abraten würden und 43 Prozent indifferent sind. Die Empfehlungsquote von 43 Prozent liegt somit unter dem Städtedurchschnitt von 48 Prozent. Die geringe Empfehlungsquote der Hannoveraner scheint auf eine aus ihrer Sicht geringe Attraktivität des Wirtschaftsstandorts sowie ein nur mäßiges Zusammengehörigkeitsgefühl zurückzuführen zu sein.
Abbildung 3: Stärken und Schwächen: Was den Hannoveranern wichtig ist
Die Hannoveraner legen besonderen Wert auf die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts, sind jedoch in diesem Bereich besonders unzufrieden, was dringenden Handlungsbedarf signalisiert. Noch größer ist ihre Unzufriedenheit mit dem kulturellen Angebot, doch ist das für ihre allgemeine Stadtzufriedenheit eher von geringerer Bedeutung.
Besonders glücklich sind die Hannoveraner mit ihrer Verkehrsinfrastruktur, für ihre Stadtzufriedenheit ist sie aber weniger relevant. Die Wohnsituation wird positiv bewertet, und den Hannoveranern wird ihr Wohnumfeld auch als besonders wichtig erachtet.
Abbildung 4: Einige objektive Indikatoren für die Zufriedenheit mit der Stadt
Stärken | Hannover | Ø 12 Städte |
---|---|---|
Ausgaben für Sachinvestitionen z.B. in Infrastruktur, Feuerwehr, Schulen In Euro je Einwohner |
363 | 492 |
Fahrradfreundlichkeit z.B. Breite der Fahrradwege, zügiges Fahren möglich Noten zwischen 1 und 6 |
3,6 | 4,0 |
Pendlerdistanz Kilometer, um zum Arbeitsplatz und zurück zu pendeln |
11,2 | 12,3 |
Wohnfläche Je Einwohner in Prozent |
46,9 | 41,0 |
Schwächen | Hannover | Ø 12 Städte |
---|---|---|
Arztdichte Anzahl Haus- und Fachärzte je 100.000 Einwohner |
196,2 | 243,8 |
Besuche in Theatern Gesamtzahl in der Spielzeit 2020/21 |
28.000 | 57.000 |
Bruttoinlandsprodukt Pro Kopf in Euro |
39.037 | 59.592 |
Scheidungsquote Anteil Ehescheidungen an den Eheschließungen in Prozent |
67,4 | 48,1 |
Hannover liegt mit 636 Euro pro Einwohner bei den Sachinvestitionen an zweiter Stelle, direkt hinter München (947 Euro), obwohl die Stadt in Bezug auf ihre Finanzkraft nur im Mittelfeld liegt. Im Vergleich dazu investiert die wohlhabende Stadt Frankfurt lediglich 377 Euro pro Einwohner.
Mit einer Scheidungsquote von 67,4 Prozent hat Hannover die zweithöchste Rate, gleich hinter Hamburg (69,8 Prozent). Die meisten Städte bewegen sich eher zwischen 35 und 50 Prozent, wie zum Beispiel Bremen mit 43,8 Prozent oder Köln mit 37,8 Prozent.
Datenbasis für das Städteranking 2023
Das Städteranking 2023 erscheint als Sonderstudie im Rahmen des SKL Glücksatlas. Für das Städteranking 2023 wurde die deutschsprachige Wohnbevölkerung mit Online-Zugang zwischen 16-74 Jahre repräsentativ in der Zeit vom 30.03. bis 24.04.2023 befragt. An der Erhebung nahmen insgesamt 3.001 Befragte aus 12 Großstädten (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig, Dresden, Hannover, Bremen, Essen) teil. Durchgeführt wurden die Interviews von Ipsos Public Affairs mithilfe des Online-Access-Panels.
Die Rohdaten aus den Befragungen wurden dem Institut für Finanzwissenschaft und Sozialpolitik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zugeleitet und dort von Prof. Dr. Raffelhüschen und seinem Team mithilfe eines statistischen Datenanalyseprogramms ausgewertet.
Das Städteranking 2023 im Rahmen des SKL Glücksatlas
Seit 2022 ist die Süddeutsche Klassenlotterie (SKL) Partner des Glücksatlas. Die wissenschaftliche Leitung hat Prof. Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg. „Mit unserem Engagement für den Glücksatlas wollen wir die Forschung über Zufriedenheit und Wohlbefinden in Deutschland erweitern und die Ergebnisse der Glücksforschung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen“, sagt Dr. Bettina Rothärmel – Vorstandsvorsitzende der GKL Gemeinsame Klassenlotterie der Länder AöR, Veranstalterin der SKL-Lotterien.
Mit Beginn der Partnerschaft initiiert die SKL zudem eine wissenschaftliche Glücksdatenbank für Journalistinnen, Journalisten und Interessierte: Unter skl-gluecksatlas.de werden kontinuierlich aktuelle Daten, Analysen und Sonderstudien über die Entwicklung der Lebenszufriedenheit in Deutschland bereitgestellt und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die SKL steht für die tägliche Chance auf Glück in Form von Geld- und Sachgewinnen. Beim SKL-Millionenspiel werden z.B. im Verlauf der Lotterie über 3,2 Millionen Gewinne im Wert von bis zu 20 Millionen Euro ausgespielt – staatlich garantiert.