Arbeit hat eine große Bedeutung in unserem Leben. Wer im Job glücklich ist, der ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Leben. Arbeitslose sind unglücklicher als Erwerbstätige, Selbständige sind zufriedener als Arbeiter, Leiharbeiter unglücklicher als »ordentlich« Beschäftigte. Aber wie eng hängen Arbeits- und Lebenszufriedenheit zusammen?
Wer einer Erwerbsarbeit nachgeht, bezieht nicht nur Einkommen und kann sich so seine Wünsche erfüllen. Darüber hinaus stiftet die Arbeit Sinn im Leben und gibt das Gefühl, für sich und die Gemeinschaft etwas Wertvolles und Nützliches zu tun. Unsere Arbeit ist Teil unserer Identität. Werden wir gefragt, wer wir sind, nennen wir zumeist den Beruf, den wir ausüben. Dementsprechend unglücklich sind Arbeitslose, denn ihr sozialer Status ist beschädigt und das Selbstbewusstsein angegriffen.
Mit Arbeit verbringen wir einen großen Teil unseres Alltags, sie strukturiert ihn, sogar die Zeitzonen wurden deshalb eingeführt. Sicherlich geben wir ihr zu viel Bedeutung. Aber gerade weil das so ist, spielt die Zufriedenheit mit der Arbeit eine so wichtige Rolle: Denn wer mit seinem Beruf glücklich ist, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit seinem Leben zufriedener.
Je glücklicher im Beruf, desto glücklicher im Leben
Abbildung 1 zeigt den Zusammenhang zwischen Arbeits- und Lebenszufriedenheit. Auf der Skala zwischen null (»überhaupt nicht zufrieden«) und zehn (»völlig zufrieden«) wurde – wie bei der Lebenszufriedenheit – auch nach der Arbeitszufriedenheit gefragt: Wer seine Arbeit mit einer Zehn bewertet, liegt bei der Lebenszufriedenheit im Schnitt bei 8,29 Punkten. Wer hingegen im Beruf sehr unglücklich ist und eine Eins angibt, liegt bei der Lebenszufriedenheit nur bei 5,29 Punkten. Jeder weitere zusätzliche Punkt auf der Skala der Arbeitszufriedenheit hebt die allgemeine Lebenszufriedenheit um durchschnittlich 0,3 Punkte. Das schafft nur noch eine einzige andere Bereichszufriedenheit: die Gesundheit.
Abbildung 1: Arbeits- und Lebenszufriedenheit hängen eng miteinander zusammen
Überhaupt eine Arbeit zu haben, hat schon Einfluss auf die Lebens- und anderen Bereichszufriedenheiten (Abbildung 2). Erwerbstätige liegen im Lebensglück bei durchschnittlich 7,13 Punkten, Arbeitslose bei 5,13 Punkten und damit zwei volle Punkte darunter. Auch in allen anderen Bereichen sind Erwerbstätige zufriedener: Mit ihrer Gesundheit sind sie um 0,59 Punkte zufriedener (7,08 zu 6,49 Punkte). Offenbar überwiegen die negativen gesundheitlichen Begleiterscheinungen der Arbeitslosigkeit gegenüber denen vieler Berufe. Umgekehrt können aber auch gerade chronische Erkrankungen zu Arbeitslosigkeit führen, sodass nicht die Arbeitslosigkeit die Gesundheit beeinträchtigt, sondern eine schlechte Gesundheit auch zu Arbeitslosigkeit führt.
Abbildung 2: Wer eine Arbeit hat, ist in allen Bereichen glücklicher
Die Differenz ist mit 2,45 Punkten bei der Einkommenszufriedenheit hoch (6,47 zu 4,02 Punkten), was angesichts des niedrigen Einkommens der meisten Arbeitssuchenden wenig überrascht. Bei der Freizeitzufriedenheit ist der Abstand nur sehr gering: Zwar haben Arbeitssuchende mehr Zeit übrig, aufgrund des niedrigen Einkommens aber auch weniger Möglichkeiten in der Freizeitgestaltung oder bei der Urlaubsplanung. Am wenigsten unzufrieden sind Arbeitssuchende mit ihrer Familiensituation. Hier beträgt der Abstand zu den Erwerbstätigen nur 0,54 Punkte (7,93 zu 7,39 Punkte).
Arbeit macht zufrieden – es ist aber nicht egal welche
Zwar hebt jede Berufstätigkeit im Schnitt die Lebenszufriedenheit, aber es ist natürlich nicht egal, in welchem Beschäftigungsverhältnis man steht. In Deutschland wird ein Unterschied zwischen ordentlichen Beschäftigungsverhältnissen und Leih- bzw. Zeitarbeitern gemacht. Leiharbeiter werden zeitlich befristet an Unternehmen vermittelt und meist schlechter bezahlt als die Stammbelegschaften. Abbildung 3 zeigt, dass Zeit- oder Leiharbeiter sowohl mit ihrem Leben als auch mit ihrer Arbeit unzufriedener sind. Das Lebensglück der »ordentlich Beschäftigten« ist um 0,35 Punkte höher, die Arbeitszufriedenheit um 0,44 Punkte.
Abbildung 3: Leiharbeiter sind mit ihrer Arbeit weniger zufrieden
Position und Stellung im Beruf sind wichtig
Auch die Position und die Stellung im Beruf machen einen Unterschied für die Lebenszufriedenheit (Abbildung 4). Am glücklichsten sind im Durchschnitt Angestellte mit Führungsverantwortung (7,5 Punkte) und Selbstständige (7,43 Punkte). Mit kleinem Abstand folgen Beamte (7,35 Punkte). Nichtleitende Angestellte (d.h. Personal mit überwiegenden Bürotätigkeiten) sowie Arbeiter (d.h. überwiegend mit handwerklichen Tätigkeiten) sind mit 7,04 bzw. 6,75 weit abgeschlagen. Gründe hierfür finden sich in einem deutlich geringerem Einkommen sowie fehlendem sozialen Aufstieg. Überdies verleiht die Verantwortung in leitender Tätigkeit auch ein erhöhtes Selbstwertgefühl.