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In Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg

Städteranking 2023

Städteranking 2023 - Leipzig: Schlusslicht mit Vorzügen

Unter allen deutschen Großstädten sind die Leipziger die unzufriedensten. Besonders die finanzielle Situation und die Gesundheit belastet sie. Auch an der Stadt bemängeln sie viel, etwa die Verkehrsinfrastruktur und die Sicherheitslage. Dennoch würden 51 Prozent der Leipziger ihre Stadt einem Bekannten weiterempfehlen. Das kann als eine wahre Liebeserklärung an Leipzig betrachtet werden.

Leipzig ist die unzufriedenste Großstadt Deutschlands (Abbildung 1). Mit 6,44 Punkten auf der Skala von 0 (= »ganz und gar unzufrieden«) bis 10 (= »ganz und gar zufrieden«) bewerten die Leipziger ihre allgemeine derzeitige Lebenszufriedenheit weit unterdurchschnittlich. Die zweite Großstadt Sachsens – Dresden – liegt mit 6,49 Punkten aber nur leicht darüber. Westliche Großstädte wie Köln (6,65 Punkte, Rang 7) oder München (6,90 Punkte, Rang 3) haben ein deutlich höheres Glücksniveau. Dazu passt der geringe Zukunftsoptimismus der Leipziger: Nur 38 Prozent glauben, dass es ihnen in fünf Jahren besser gehen wird (Städtedurchschnitt: 43 Prozent).

Abbildung 1: Leipziger besonders mit ihrem Einkommen unzufrieden

Die Leipziger sind besonders mit ihrem Einkommen unzufrieden. Aber auch in anderen persönlichen Lebensbereichen sind sie unterdurchschnittlich zufrieden.

Fragen: »Wie zufrieden sind Sie, alles in allem, mit Ihrem Leben?« bzw. »Wie zufrieden Sie mit folgenden Bereichen?«
0 = Ganz und gar nicht zufrieden bis 10 = Ganz und gar zufrieden

Quelle: Sonderbefragung für das Städteranking im April 2023, Glücksatlas-Datenbank 2023. Basis: 3.000 Befragte in 12 deutschen Großstädten.

Unzufrieden mit dem Einkommen, zufrieden mit der Kultur

Besonders unzufrieden sind die Leipziger mit ihrem Einkommen (5,40 Punkte). Kein Wunder, denn sie haben im Vergleich das geringste verfügbare Einkommen, nämlich 1.620 Euro pro Einwohner. Im Durchschnitt der zwölf Großstädte beträgt es 2.000 Euro. Das Einkommen scheint auch nicht ausreichend, da fast jede achte Person ihre Rechnungen nicht bezahlen kann - in anderen Städten ist „nur“ jeder zehnte überschuldet.

Auch in den weiteren persönlichen Lebensbereichen sind die Leipziger unzufriedener als der Durchschnitt der 12 betrachteten Großstädte (Abbildung 1). Das Familienleben (6,85 Punkte), die Wohn- (6,57 Punkte) und Arbeitssituation (6,07 Punkte) sowie ihre Gesundheit (6,16) sehen sie negativer.

Das Städteranking hat sowohl persönliche Glücksfaktoren wie Familienglück als auch die Zufriedenheit mit städtischen Merkmalen untersucht. Verkehr und die Sicherheitssituation werden negativ gesehen, aber mit dem kulturellen Angebot (7,12 Punkte) und den Naherholungsmöglichkeiten (7,08 Punkte) sind die Leipziger überdurchschnittlich zufrieden (Abbildung 2). Eine hohe Anzahl an Kulturveranstaltungen – Opern, Theater und andere Schauspiele – belegt das. Mit rund 570 Kulturveranstaltungen im Jahr (Corona-Saison 20/21) bietet Leipzig mehr als Hamburg (326) und Frankfurt am Main (176) zusammen.

Auch mit den Naherholungsmöglichkeiten sind die Leipziger überdurchschnittlich zufrieden (7,08 Punkte, Ø12 Städte: 6,88 Punkte), hier ist Leipzig sogar vierter. Einem Leipziger stehen durchschnittlich 58m² an Parks, Schrebergärten oder Sportplätze zur Verfügung, in anderen Großstädten sind es nur durchschnittlich 38m².

Abbildung 2: Kultur und Erholung schneiden gut ab

Zufriedenheit mit...

Leipzig schätzt das kulturelle Angebot und die Naherholungsmöglichkeiten. Eher schwach schneiden Zusammengehörigkeitsgefühl und die öffentliche Verwaltung ab.

Fragen: »Alles in allem, wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Stadt?« bzw. »Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Stadt im Bereich...?«
0 = Ganz und gar nicht zufrieden bis 10 = Ganz und gar zufrieden

Quelle: Sonderbefragung für das Städteranking im April 2023, Glücksatlas-Datenbank 2023. Basis: 3.000 Befragte in 12 deutschen Großstädten.

Während die Leipziger zwar mit ihrer persönlichen Situation deutlich unzufrieden sind, liegen sie was die Zufriedenheit mit ihrer Stadt betrifft im Mittelfeld des Großstadtrankings (6,87 Punkte) (Abbildung 2). Bremen (6,58 Punkte), Essen (6,40 Punkte) und Berlin (6,35 Punkte) wird beispielsweise von seinen Bürgern weit schlechter beurteilt. Im Durchschnitt liegen die Leipziger auch mit der Zufriedenheit mit dem Wirtschaftsstandort (6,55 Punkte) sowie der Verkehrsinfrastruktur (6,38 Punkte). Schwach sehen die Leipziger die allgemeine Sicherheitslage (5,84 Punkte), das Zusammengehörigkeitsgefühl (5,51 Punkte) und die Quali-tät der öffentlichen Verwaltung (5,53 Punkte).

Überraschenderweise stehen die Leipziger trotz ihrer großen Unzufriedenheit zu ihrer Stadt. Wenn sie danach gefragt werden, ob sie einem Bekannten empfehlen würden, in Leipzig zu leben, würden mehr als die Hälfte (51 Prozent) zustimmen. Das ist sogar besser als im Durchschnitt aller Städte (48 Prozent). Leipziger, die ihre Stadt gerne weiterempfehlen, sind besonders mit dem kulturellen Angebot (8,11 Punkte) und den Naherholungsmöglichkeiten (8,15 Punkte) zufrieden.

Großer Handlungsbedarf

Handlungsbedarf besteht in mehreren Bereichen (Abbildung 3): Die Sicherheitslage, das Zusammengehörigkeitsgefühl, die Zufriedenheit mit dem Arbeitsleben sowie die öffentliche Verwaltung schneiden schwach ab und sind für die Lebens- und Stadtzufriedenheit höchst relevant. Auch die Einkommenszufriedenheit liegt im Defizitbereich.

Abbildung 3: Wo in Leipzig Handlungsbedarf besteht

Kultur und Erholung werden geschätzt, für die Zufriedenheit mit der Stadt sind vor allem die Naherholungsmöglichkeiten relevant. Defizite bestehen zum Beispiel beim Einkommen und dem Zusammengehörigkeitsgefühl.

Quelle: Sonderbefragung für das Städteranking im April 2023, Glücksatlas-Datenbank 2023. Basis: 3.000 Befragte in 12 deutschen Großstädten.

Die Leipziger sind äußerst zufrieden mit den Naherholungsmöglichkeiten, die zudem eine wesentliche Rolle für ihre allgemeine Stadtzufriedenheit spielen. Obwohl das kulturelle Angebot von den Leipzigern geschätzt wird, hat es für die Stadtzufriedenheit eher eine untergeordnete Bedeutung.

Leipzig ist aber trotz geringer Zufriedenheitswerte eine sich derzeit dynamisch entwickelnde Stadt (Abbildung 4). Deutlich mehr Menschen wandern zu statt ab (positiver Gesamtwanderungssaldo), was auch an den geringen Mieten liegen dürfte. Außerdem lockt Leipzig mit genügend Grünflächen und zahlreichen Kulturveranstaltungen.

Abbildung 4: Objektive Faktoren

Stärken Leipzig Ø 12
Städte
Erholungsflächen
Grünflächen wie Parks, Schrebergärten und Sportplätze
je Einwohner in m²
58 38
Anzahl Kulturveranstaltungen
Anzahl Veranstaltungen in Opern, Schauspiel­häusern und Theatern in der Spielzeit 2020/2021
570 500
Mietpreis-Einkommensverhältnis
Anteil des Haushaltseinkommens, welcher für eine 80m² Wohnung aufgewendet werden muss, in Prozent
19,7 32,7
Gesamtwanderungssaldo
Zu- bzw. Abwanderung je 1.000 Einwohner 2020
+7,8 -0,8
Schwächen Leipzig Ø 12
Städte
Schuldnerquote
Anteil an Schuldnern, die ihren Zahlungs­ver­pflich­tungen nicht mehr nachkommen können, in Prozent
12,8 11,4
Steuerkraft der Stadt
Realsteueraufkommen (Grund- und Gewerbesteuer) in Euroe je Einwahner, 2021
760 1.300
Bruttoinlandsprodukt
Pro Kopf in Euro
37.831 59.592
Einpersonenhaushalte
Anteil Haushalte mit einer Person in Prozent
54,1 50,3

Leipzig punktet bei Erholungsflächen, Kulturveranstaltungen, geringen Mieten und einem hohen Zuzug. Ökonomische Indikatoren sind hingegen schwach.

Quelle: Sonderbefragung für das Städteranking im April 2023, Glücksatlas-Datenbank 2023. Basis: 3.000 Befragte in 12 deutschen Großstädten.

Die finanzielle Situation der Leipziger ist unterdurchschnittlich, was sich in der niedrigen Einkommenszufriedenheit ausdrückt. 12,8 Prozent können ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Außerdem führt das geringe Bruttoinlandsprodukt der Stadt auch zu nur mäßigen Steuereinnahmen: Das Aufkommen aus Grund- und Gewerbesteuern ist je Einwohner z.B. nur halb so groß wie in Düsseldorf (760 Euro zu 1.610 Euro).

Sachsen verzeichnet 2024 einen Rückgang der Lebenszufriedenheit und fällt im bundesweiten Vergleich ins untere Mittelfeld. Seit 2022 öffnet sich zudem eine spürbare Kluft zwischen Ost- und Westsachsen: Während der Westen vergleichsweise zufrieden ist, bleibt der Osten deutlich zurück. Gründe dafür sind unter anderem die unzureichende wirtschaftliche Infrastruktur und die niedrigen Einkommen, die zur allgemeinen Unzufriedenheit beitragen.

Hamburg ist die glücklichste Großstadt Deutschlands, gefolgt von Frankfurt und München. Am unteren Ende liegen Dresden und Leipzig. Ausschlaggebend für die Rangfolge sind »harte Faktoren« wie die Zufriedenheit mit dem Einkommen und die Bewertung der Stadt als Wirtschaftsstandort. Aber auch »weichere Faktoren« sind wichtig, etwa das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bürger, die Qualität der öffentlichen Verwaltung, das Sicherheitsgefühl und die Verkehrsinfrastruktur.


Datenbasis für das Städteranking 2023

Das Städteranking 2023 erscheint als Sonderstudie im Rahmen des SKL Glücksatlas. Für das Städteranking 2023 wurde die deutschsprachige Wohnbevölkerung mit Online-Zugang zwischen 16-74 Jahre repräsentativ in der Zeit vom 30.03. bis 24.04.2023 befragt. An der Erhebung nahmen insgesamt 3.001 Befragte aus 12 Großstädten (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig, Dresden, Hannover, Bremen, Essen) teil. Durchgeführt wurden die Interviews von Ipsos Public Affairs mithilfe des Online-Access-Panels.

Die Rohdaten aus den Befragungen wurden dem Institut für Finanzwissenschaft und Sozialpolitik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zugeleitet und dort von Prof. Dr. Raffelhüschen und seinem Team mithilfe eines statistischen Datenanalyseprogramms ausgewertet.

Das Städteranking 2023 im Rahmen des SKL Glücksatlas

Seit 2022 ist die Süddeutsche Klassenlotterie (SKL) Partner des Glücksatlas. Die wissenschaftliche Leitung hat Prof. Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg. „Mit unserem Engagement für den Glücksatlas wollen wir die Forschung über Zufriedenheit und Wohlbefinden in Deutschland erweitern und die Ergebnisse der Glücksforschung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen“, sagt Dr. Bettina Rothärmel – Vorstandsvorsitzende der GKL Gemeinsame Klassenlotterie der Länder AöR, Veranstalterin der SKL-Lotterien.

Mit Beginn der Partnerschaft initiiert die SKL zudem eine wissenschaftliche Glücksdatenbank für Journalistinnen, Journalisten und Interessierte: Unter skl-gluecksatlas.de werden kontinuierlich aktuelle Daten, Analysen und Sonderstudien über die Entwicklung der Lebenszufriedenheit in Deutschland bereitgestellt und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die SKL steht für die tägliche Chance auf Glück in Form von Geld- und Sachgewinnen. Beim SKL-Millionenspiel werden z.B. im Verlauf der Lotterie über 3,2 Millionen Gewinne im Wert von bis zu 20 Millionen Euro ausgespielt – staatlich garantiert.


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