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In Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg

Städteranking 2023

Städteranking 2023 - Berlin: Zufrieden unzufrieden

Die Zufriedenheit der Berliner ist janusköpfig. Einerseits sind sie mit ihrem Leben und den persönlichen Bereichen wie Familie, Wohnen oder Gesundheit sehr zufrieden. Andererseits hadern sie mit ihrer Stadt und bewerten die meisten städtischen Glücksfaktoren sehr schlecht. Besonders negativ beurteilen sie die Sicherheitslage sowie die öffentliche Verwaltung. Defizite sehen sie auch beim Zusammengehörigkeitsgefühl.

Die Berliner sind im Vergleich mit anderen Großstädtern mit ihrem Leben sehr zufrieden. Im Großstädte-Ranking des SKL Glücksatlas 2023 bewerten sie ihre Lebenszufriedenheit mit durchschnittlich 6,88 Punkten auf der Skala von 0 (= »ganz und gar unzufrieden«) bis 10 (= »ganz und gar zufrieden«) (Abbildung 1). Nur wohlhabendere Städte wie Hamburg (7,16 Punkte), Frankfurt am Main (7,07 Punkte) und München (6,90 Punkte) liegen noch vor der Hauptstadt. Damit schneidet Berlin besser ab als westdeutsche Großstädte wie Düsseldorf (6,69 Punkte) oder Stuttgart (6,54 Punkte). Und auch ostdeutsche Großstädte wie Leipzig (6,44 Punkte) und Dresden (6,49 Punkte) liegen in ihrer Lebenszufriedenheit weit hinter Berlin.

Abbildung 1: In der Arbeitszufriedenheit sind die Berliner spitze

Die Berliner sind in ihren persönlichen Lebensbereichen sämtlich überdurchschnittlich zufrieden – besonders stark in der Arbeitszufriedenheit.

Fragen: »Wie zufrieden sind Sie, alles in allem, mit Ihrem Leben?« bzw. »Wie zufrieden Sie mit folgenden Bereichen?«
0 = Ganz und gar nicht zufrieden bis 10 = Ganz und gar zufrieden

Quelle: Sonderbefragung für das Städteranking im April 2023, Glücksatlas-Datenbank 2023. Basis: 3.000 Befragte in 12 deutschen Großstädten.

Berliner in allen persönlichen Bereichen zufriedener als der Durchschnitt

Das Städteranking hat sowohl persönliche Glücksfaktoren wie Familienglück als auch die Zufriedenheit mit städtischen Merkmalen untersucht. Hier zeigt sich eine Berliner Besonderheit: Zwar sind die Berliner mit ihrem persönlichen Leben zufrieden, mit ihrer Stadt sind sie es nicht. So sind sie in sämtlichen persönlichen Bereichen zufriedener als der Städtedurchschnitt: Die Familien- (7,10 Punkte, Ø Städte: 6,91 Punkte), Wohn- (6,92 Punkte, Ø Städte: 6,75 Punkte) und Gesundheitszufriedenheit (6,57 Punkte, Ø Städte: 6,36 Punkte) liegen über dem Schnitt. Besonders positiv fallen aber die Einkommen- (6,18 Punkte, Ø Städte: 5,79 Punkte) und die Arbeitszufriedenheit (6,86 Punkte, Ø Städte: 6,23 Punkte) aus.

Die Zufriedenheit mit der Arbeitssituation ist sogar einsame Spitze: Nach den Berlinern (6,86 Punkte) kommen die Frankfurter (6,76 Punkte) und Hamburger (6,47 Punkte). Die hohe Arbeitszufriedenheit überrascht auf den ersten Blick, da klassische Indikatoren, die die Zufriedenheit in diesem Bereich erklären (z.B. Arbeitslosenquote, Unterbeschäftigung, etc.), in Berlin im Vergleich zu anderen Städten eher mittelmäßig ausfallen. Eine Erklärung könnte der hohe Anteil an Selbstständigen an den Erwerbstätigen sein. 11,6 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten auf selbstständiger Basis, im Schnitt der Großstädte sind es »nur« 7,6 Prozent. Aus der Zufriedenheitsforschung ist bekannt, dass Selbstständige mit ihrem Berufsleben deutlich zufriedener sind als Angestellte oder Arbeiter.

41 Prozent der Berliner glauben, dass es ihnen in 5 Jahren (viel) besser gehen wird. Im Vergleich zu den anderen Großstädten (43 Prozent) sind sie somit etwas weniger optimistisch. Etwa jeder sechste Berliner sieht für die Zukunft schwarz. In dieser Gruppe sind die Berliner besonders mit ihrer Gesundheit und ihrem Einkommen unzufrieden.

Niemand ist mit seiner eigenen Stadt unzufriedener als die Berliner

Keine anderen Großstädter sind so unzufrieden mit ihrer Stadt wie die Berliner. Wieder auf der Skala von 0 (= »ganz und gar unzufrieden«) bis 10 (= »ganz und gar zufrieden«) beurteilen die Hauptstädter Berlin mit 6,35 Punkten (Abbildung 2). Der Städtedurchschnitt liegt bei 6,90 Punkten. Sogar relativ »arme« Städte wie Essen (6,40 Punkte) oder Bremen (6,58 Punkte) weisen eine höhere Stadtzufriedenheit auf.

Abbildung 2: Unzufriedenheit besonders bei Sicherheit und mit der Stadtverwaltung

Zufriedenheit mit...

Die Berliner beurteilen Kultur- und Erholungsmöglichkeiten positiv. Die meisten anderen Bereiche, besonders die Sicherheit und die öffentliche Verwaltung, schneiden schlecht ab.

Fragen: »Alles in allem, wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Stadt?« bzw. »Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Stadt im Bereich...?«
0 = Ganz und gar nicht zufrieden bis 10 = Ganz und gar zufrieden

Quelle: Sonderbefragung für das Städteranking im April 2023, Glücksatlas-Datenbank 2023. Basis: 3.000 Befragte in 12 deutschen Großstädten.

Zusammenhängen dürfte die geringe Stadtzufriedenheit vor allem mit vier Bereichen: der Unzufriedenheit mit dem Wirtschaftsstandort (6,42 Punkte, Ø Städte: 6,63 Punkte), der allgemeinen Sicherheitslage (5,73 Punkte, Ø Städte: 6,07 Punkte), dem Zusammengehörigkeitsgefühl (5,49 Punkte, Ø Städte: 5,75 Punkte) und der öffentlichen Verwaltung (5,02 Punkte, Ø Städte: 5,74). Keine Stadtverwaltung erhält von ihren Bürgern derart schlechte Noten wie die der Hauptstadt. Offenbar kann (oder will) die Verwaltung die Bedürfnisse und Wün-sche ihrer Bürger nur schwer erfüllen. Die Sachinvestitionen je Einwohner fallen mit 288 Euro sehr gering aus, im Schnitt der Großstädte sind es 492 Euro. Weniger Geld für Straßen, Wege, Schulgebäude oder die Ausstattung der städtischen Feuerwehren gibt es nur noch in Köln und Essen.

Es gibt aber auch Bereiche, in denen die Berliner zufriedener sind als der Großstädte-Durchschnitt. Diese finden sich vor allem im Freizeitbereich: Das kulturelle Angebot (7,45 Punkte, Ø Städte: 7,03 Punkte) und die Naherholungsmöglichkeiten (7,04 Punkte, Ø Städte: 6,88 Punkte) werden sehr positiv beurteilt.

Trotz der hohen Unzufriedenheit mit Stadtverwaltung und Sicherheitslage würden immer noch 43 Prozent der Berliner ihre Stadt einem Bekannten weiterempfehlen. Das sind zwar weniger als im Städtedurchschnitt (48 Prozent), ist aber im Vergleich mit anderen Großstädten nicht der geringste Anteil (38 Prozent sind es in Essen). 20 Prozent würden Berlin aber auf keinen Fall weiterempfehlen. Ausschlaggebend hierfür sind wieder die Unzufriedenheiten in den Bereichen öffentliche Verwaltung und Sicherheit, aber auch die Unzufriedenheit mit dem Wirtschaftsstandort.

Defizite beim Zusammengehörigkeitsgefühl und der Verwaltung

In keiner anderen Stadt unterscheiden sich die Zufriedenheiten mit dem persönlichen Leben und denen mit der Stadt so massiv wie in Berlin. Mit Arbeit, Einkommen, Familie, Wohnen und Gesundheit sind die Berliner sehr zufrieden - alle haben hohe Relevanz für die Lebenszufriedenheit (Exzellenz) (Abbildung 3). Aus dem städtischen Bereich ist es nur die als positiv beurteilte Verkehrsinfrastruktur, die für die Stadtzufriedenheit relevant ist. Die von den Berlinern als ebenso positiv gesehenen Bereiche Kultur und Erholung spielen für die Stadtzufriedenheit nur eine untergeordnete Rolle (Kleine Stärken).

Abbildung 3: Wo in Berlin Handlungsbedarf besteht

Kultur und Naherholungsmöglichkeiten sind zwar beliebt, spielen für die Stadtzufriedenheit aber nur eine untergeordnete Rolle. Handlungsbedarf besteht in den Bereichen Wirtschaft, Sicherheit, Zusammengehörigkeit und Verwaltung.

Quelle: Sonderbefragung für das Städteranking im April 2023, Glücksatlas-Datenbank 2023. Basis: 3.000 Befragte in 12 deutschen Großstädten.

Handlungsbedarf gibt es in Berlin in den Bereichen Wirtschaftsstandort, Sicherheit, der öffentlichen Verwaltung und - für die Stadtzufriedenheit in Berlin besonders relevant - im Zusammengehörigkeitsgefühl.

Berlin weist ein eine gute Umweltqualität auf (Abbildung 4): Wasser und Luft sind sauber, der Anteil an Erholungsflächen ist im Vergleich zu anderen Großstädten hoch. Außerdem finden in Berlin eine Vielzahl von Kulturveranstaltungen statt. Berlin ist mit 11,6 Prozent top in der Selbstständigenquote.

Abbildung 4: Objektive Faktoren

Stärken Berlin Ø 12
Städte
Anteil an Erholungsflächen
Grünflächen wie Parks, Schrebergärten und Sportplätze
Anteil Erholungsflächen an allen Flächen in Prozent
13,5 8,5
Anzahl Kulturveranstaltungen
Anzahl Veranstaltungen in Opern, Schauspiel­häusern und Theatern in der Spielzeit 2020/2021
722 410
Selbstständigenquote
Selbstständige je 100 Erwerbstätige in Prozent
11,6 7,8
Wasserqualität (Stickstoffüberschuss)
Stickstoffüberschuss aufgrund von Düngemitteleinsatz, Nitrat im Trinkwasser, etc.
1,0 2,5
Schwächen Berlin Ø 12
Städte
Ausgaben für Sachinvestitionen
z.B. in Infrastruktur, Feuerwehr, Schulen
in Euro je Einwohner, 2020
288 492
Steuerkraft der Stadt
Realsteueraufkommen (Grund- und Gewerbesteuer) in Euro je Einwohner, 2021
760 1.300
Wohnungseinbrüche
je 1.000 Einwohner
1,7 1,4
SGBII-Quote
Anteil Leistungsberechtigte an Einwohnern unter 65 Jahren
16,3 12,2

Erholung und Kultur sind in Berlin sehr positiv, ökonomische Indikatoren der Stadt sind schwach.

Quelle: Sonderbefragung für das Städteranking im April 2023, Glücksatlas-Datenbank 2023. Basis: 3.000 Befragte in 12 deutschen Großstädten.

Ökonomisch hat Berlin seine Schwierigkeiten: Die Steuerkraft der Hauptstadt (die Einnahmen aus Grund- und Gewerbesteuern) ist mit 760 Euro je Einwohner relativ schwach (Ø Städte: 1.300 Euro). Daraus ergeben sich auch nur geringe Sachinvestitionen (Straßen, Wege, Feuerwehr, Schulen). Ein großer Teil der Bürger ist auch gemäß Sozialgesetzbuch II leistungsberechtigt: Fast jeder sechste Berliner unter 65 Jahren erhält Bürgergeld oder Leistungen für Bildung und Teilhabe. In anderen Städten ist es nur jeder achte. Auch die Kriminalität ist in Berlin vergleichsweise hoch, was sich an der hohen Zahl an Wohnungseinbrüchen ablesen lässt.

Die Lebenszufriedenheit der Berliner stagniert 2024 und bleibt deutlich hinter dem bundesweiten Durchschnitt zurück. Das Vor-Corona-Niveau scheint außer Reichweite. Abgesehen von der Gesundheit bewerten die Berliner alle Lebensbereiche unterdurchschnittlich. Auch die objektiven Indikatoren sind wenig ermutigend: Die Kriminalitätsrate und die Arbeitslosenquote sind hoch, während die Mieten steigen und ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung auf Sozialleistungen angewiesen ist.

Hamburg ist die glücklichste Großstadt Deutschlands, gefolgt von Frankfurt und München. Am unteren Ende liegen Dresden und Leipzig. Ausschlaggebend für die Rangfolge sind »harte Faktoren« wie die Zufriedenheit mit dem Einkommen und die Bewertung der Stadt als Wirtschaftsstandort. Aber auch »weichere Faktoren« sind wichtig, etwa das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bürger, die Qualität der öffentlichen Verwaltung, das Sicherheitsgefühl und die Verkehrsinfrastruktur.


Datenbasis für das Städteranking 2023

Das Städteranking 2023 erscheint als Sonderstudie im Rahmen des SKL Glücksatlas. Für das Städteranking 2023 wurde die deutschsprachige Wohnbevölkerung mit Online-Zugang zwischen 16-74 Jahre repräsentativ in der Zeit vom 30.03. bis 24.04.2023 befragt. An der Erhebung nahmen insgesamt 3.001 Befragte aus 12 Großstädten (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig, Dresden, Hannover, Bremen, Essen) teil. Durchgeführt wurden die Interviews von Ipsos Public Affairs mithilfe des Online-Access-Panels.

Die Rohdaten aus den Befragungen wurden dem Institut für Finanzwissenschaft und Sozialpolitik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zugeleitet und dort von Prof. Dr. Raffelhüschen und seinem Team mithilfe eines statistischen Datenanalyseprogramms ausgewertet.

Das Städteranking 2023 im Rahmen des SKL Glücksatlas

Seit 2022 ist die Süddeutsche Klassenlotterie (SKL) Partner des Glücksatlas. Die wissenschaftliche Leitung hat Prof. Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg. „Mit unserem Engagement für den Glücksatlas wollen wir die Forschung über Zufriedenheit und Wohlbefinden in Deutschland erweitern und die Ergebnisse der Glücksforschung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen“, sagt Dr. Bettina Rothärmel – Vorstandsvorsitzende der GKL Gemeinsame Klassenlotterie der Länder AöR, Veranstalterin der SKL-Lotterien.

Mit Beginn der Partnerschaft initiiert die SKL zudem eine wissenschaftliche Glücksdatenbank für Journalistinnen, Journalisten und Interessierte: Unter skl-gluecksatlas.de werden kontinuierlich aktuelle Daten, Analysen und Sonderstudien über die Entwicklung der Lebenszufriedenheit in Deutschland bereitgestellt und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die SKL steht für die tägliche Chance auf Glück in Form von Geld- und Sachgewinnen. Beim SKL-Millionenspiel werden z.B. im Verlauf der Lotterie über 3,2 Millionen Gewinne im Wert von bis zu 20 Millionen Euro ausgespielt – staatlich garantiert.


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